TFF 2014 1 2 3 4
Sonnabend, 5. Juli: Leipziger Dreierlei und derwischmäßiger Türkanadier
Sonnabends geht das TFF in seine heiße Phase (aber es war auch schon vorher ganz schön warm). Den Kindertanz mit Sigi Doberenz & Wimmerschinken haben wir diesmal ausgelassen und sind stattdessen ins Schwimmbad. Um 12 spielte DidgEra (didgera.net | DidgEra @ Youtube) in der Fußgängerzone schon australische Musi zum Frühschoppen, bei den Oldies mit flotten mexikanischen Weisen brannte die Luft und bei den Bübchen der schottischen Jim Jam Ceilidh Band (www.jimjamceilidhband.co.uk | Jim Jam Ceilidh Band @ Soundcloud) wurden wahrscheinlich nur die Teenies und Schwiegermütter schwach (aber vielleicht wars auch zu früh fürs Fiddeln).
Nächster Stopp: Burgterrasse/Schallhaus: Pigeon Toed (Pigeon Toed @ Facebook | Pigeon Toed @ Youtube), 3-Frau-Akustik-Band aus Leipzig (Katharina Helmke, Alice „Wunderkind“ Wohlust, Wencke Wollny, wahlweise mit oder ohne Ws): Satzgesang + ein paar Instrumente (Gitarre, Cajon, Saxofon oder mal Klarinette) = so einfach kann gute Musik sein. Haben mit eigenständigen intelligenten Songs, interessanter Musik, Spielfreude und Hingabe begeistert, fand ich jedenfalls. Waren auch selber vom Publikumserfolg etwas überrascht.
Das nächstliegende Programm bot dann der Neumarkt mit Deep Schrott (www.deepschrott.de | Deep Schrott @ Youtube): Bass-Saxofone im Dampfhammerformat (die auch bei Magic Bass dabei waren). Die spielten angeblich „Heavy Metall“ von Black Sabbath bis Doors (musste man aber viel Fantasie mitbringen). Da ich den Bass-Jazz nicht so spannend fand, hab ich mich fotografisch auf das Publikum konzentriert, besonders notgedrungen auf Hüte, die sich ja immer ins Blickfeld zur Bühne drängen.
Unser nächstes Ziel war die Ufunuo Muheme Group (Ufunuo Muheme Group @ www.chamwinoarts.org | Ufunuo Muheme Group @ Youtube) auf der Konzertbühne im Heinepark, eine Wagogo-Ngoma-Gruppe aus Zentral-Tansania. Etwa 15 Wagogo-Frauen aus dem Dorf Majaleko führten traditionelle Musik/Tanz/Gesang auf: Muheme war ursprünglich der rituelle Tanz zur Beschneidung der Mädchen und hat sich nach dem Verbot zu einer kulturellen und kirchlichen Ausdrucksform der Wagogo-Frauen entwickelt. Das Ganze wurde kontrastiert durch den Chor der Musikhochschule Weimar, mit dem einige Stücke vorher einstudiert wurden, da prallten Welten aufeinander. Nachdem der Chef ein wenig generalprobieren ließ, sahen die Frauen ja etwas erstarrt aus, aber vielleicht war es auch nur die Anspannung des ersten Auftritts außerhalb ihrer Heimat. Nachdem sie sich warm gesungen, getrommelt und getanzt haben, brauchten sie nur die Weimarer noch auftauen, das ging dann auch bis Stärke 3 auf der nach oben offenen Lächel-Skala.
Auf dem Weg quer durch den Heinepark zur Hauptbühne kann man auf der „Geschäftsmeile“ interessante Eindrücke sammeln (wenn man sich die Zeit dafür nimmt): Wasserpfeifen, Hängematten, Hutstände und auch schnell was essen/trinken. Obwohl es noch nie meine Helden waren, wollte ich mal Judith Holofernes (www.judith-holofernes.de | Judith Holofernes @ Youtube) gucken. Sie (und ihre Band) hat sich ja auch redlich abgemüht, um ihre Gitarrensammlung vorzustellen, ick fand aba bisschen zu ville Getue und die Tiajedichte waan voll daneben, wa eh…
Dann wieder hoch zur Burg: Rainald Grebe (www.rainaldgrebe.de | Rainald Grebe @ Youtube) kriegt wieder mal ’nen Preis, da komm’se, da komm’se… brechend voll auf dem Burghof. Zwischen Hüten und Kindern konnte man mal einen Blick erhaschen. Nur gut, dass man das Meiste schon aus Jena-Programmen kannte. Irgendwie ist er ja schon ganz schön oben und wir da unten, aber eben doch nicht groß genug, damit man ihn sehen konnte.
Ganz anders danach eine Etage tiefer auf der Burgterrasse bei Lanaya (Lanaya @ Facebook | Lanaya @ Youtube) im Creole-Wettbewerb, die haben sich richtig ins Zeug gelegt und man kam nah ran: westafrikanische Trommel-Tanz-Extase aus Burkina Faso in Berlin Wedding.
Danach in den Heinepark: Lehrstunde in wildgewordenem Mix aus Latino-Brass-Polka und Elektro-Disko-Punk am Mexican Institute of Sound (institutomexicanodelsonido.tv | Mexican Institute of Sound @ Youtube), bei der die Fetzen flogen, und wenn’s live ist doppelt.
Nachts um 1 fing dann Mercan Dede (der Türkanadier Arkin Ilicali) (www.mercandede.com | Mercan Dede @ Youtube) ganz harmlos mit sufisanter Musik auf Laute, Flöte, Rahmentrommel an, entwickelte sich dann aber zum magischen Lichtrausch-Derwisch-Drehtanz-Trance, auf den eine schöne Derwischin buchstäblich noch eins draufsetzte, nämlich einen Doppelstock-Rock, mein TFF-Highlight 2014.