Tour Friaul 2023: Muggia: Stadthafen (Foto: Manuela Hahnebach)

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Von Grado nach Muggia und noch kurz ins Soča-Tal

Grado

(gardesisch: Gravo, deutsch: Grau, slowenisch: Gradež) wurde im 2. Jh. v.d.Z. als Ad Aquas Gradatas/kurz Gradus (Zu den Stufengewässern: der Kanal nach Aquileia) als Adria-Küstenhafen von Aquileia angelegt. Heute leben im Touristenstädtchen Grado rund 8000 Einwohner. Erst nach den Überfällen der Hunnen im 5. und Langobarden im 6. Jh. wurde der Fluchtort der Aquileianer als Castrum/Burg mit mit schützender Stadtmauer ausgebaut. Nach dem Hunnenüberfall 452 in Aquileia verlegte Erzbischof Nicetas von Aquileia seinen Sitz vorübergehend nach Grado und ließ dafür eine kleine Petrus-Kirche (erbaut Ende 4. Jh.) zur dreischiffigen Basilika vergrößern. 5 Erzbischöfe später flieht Erzbischof Paulus I. von Aquileia 568 vor den Langobardenangriffen wieder nach Grado und lässt die Petrus-Basilika weiter umbauen (Paulus hatte sich inzwischen im Streit mit dem römischen Papst Pelagius I. den Titel Patriarch von Aquileia zugelegt). Unter dem Patriarchen Helias (Elia) von Aquileia wurde der Bau der Basilika fertiggestellt und 579 als Basilika Santa Eufemia den Aquileia-Märtyrern Hermagoras und Fortunatus sowie Euphemia von Chalcedon geweiht. Danach existierten die Patriarchate von Grado und Aquileia in Konkurrenz parallel nebeneinander bis im 12. Jh. Venedig die Macht in Venetien und das Patriarchat übernahm. Das 700 Quadratmeter umfassende Bodenmosaik zeigt geometrische und pflanzliche Ornamente und enthält etwa 30 Weihinschriften mit den Namen der Stifter. Zum ersten Vorgänger-Hallenbau gehören die einen Meter tiefer liegenden Mosaikreste, auf die man durch Bodenöffnungen blicken kann.

Die im Lapidarium ausgestellten Steinfragmente wurden innerhalb der Basiliken und Baptisterien von Grado – Santa Eufemia, S. Maria delle Grazie, Battistero di San Giovanni, Basilika und Battistero di Piazza della Corte bzw. della Vittoria – sowie in der näheren Umgebung ausgegraben. Die ersten Ausgrabungen gehen auf das Jahr 1860 zurück, als die heute auf der Zugangsallee zum Baptisterium aufgestellten Sarkophagegefunden wurden. Die Ausgrabungen wurden später zwischen 1920 und 1952 anläßlich der Restaurierungen der Denkmalbauten von Grado mehrmals wiederaufgenommen. Während dieser Arbeiten wurden römische, altbyzantinische und frühmittelalterliche Steinbruchstücke und Inschriften ans Tageslicht gebracht.

Mehr Informationen: grado.it

Muggia

(furlanisch: Mugle, deutsch: Mulgs, slowenisch: Milje) ist der letzte verbliebene italienische Ort auf der Halbinsel Istrien und der südlichste von Friaul/Julisch Venetien (1954 wurde das Freie Territorium Triest zwischen Italien und Jugoslawien aufgeteilt). Muggia hat mit 19 zugehörigen Dörfern etwa 13000 Einwohner und nimmt einen etwa 6 km breiten Zipfel im Norden der istrischen Halbinsel ein, nördlich liegt die Hafenstadt Triest, südlich reicht es bis zur Grenze nach Slowenien. Der Kernort Muggia ist ein kleiner mittelalterlicher Fischerort an der Adria/Bucht von Triest. Er hat eigentlich zwei historische Enstehungslinien: Mit der Gründung Aquileias 181 v.d.Z. zum Schutz ihrer nordöstlichen Eroberungen begannen die Römer auch, das südlich davon gelegene Istrien zu kontrollieren, um Angriffe der Histrier abzuwehren. Nach dem Sieg gegen die Histrier 178 v.d.Z. gründeten sie den Militärstützpunkt Castrum Muglae zum Schutz ihrer Handelstraßen etwa 1 km von der Küste landeinwärts auf einem etwa 170 m.ü.d.M. gelegenen Höhenzug (Monte San Michele): das sich bis ins frühe Mittelalter als das ursprüngliche Muggia entwickelte, das heutige Muggia Vecchia (Alt-Muggia). Nach dem Untergang des Weströmischen Reiches, den wechselnden Herrschaften der Völkerwanderung und des Karolingischen Frankenreichs wurde Muggia 971 dem Patriarchat von Aquileia zugesprochen. Direkt an der Küste entstand im Mittelalter der venezianische Fischerort Borgo Lauro (Lorbeer-Dorf?) an der Stelle des heutigen Muggia. Wegen der Überfälle und Plünderungen aus dem istrischen Hinterland siedelten die Bewohner von Muggia nach und nach ins nahe Borgo Lauro um. Dieser Ort wurde unter venezianischem Einfluss weiter ausgebaut, z.B. 1263 der Duomo Arcipretale dei Santi Giovanni e Paolo (Erzpriester-Kathedrale der Heiligen Johannes und Paul) eingeweiht. Im 13./14. Jh. geriet die Gegend ins Spannungsfeld der Machtinteressen zwischen Genua, Venedig und dem Patriarchat von Aquileia. 1353 wurde das alte Muggia von Genuesern zerstört, nur die Kirche Santa Maria Assunta blieb stehen. Die Einwohner siedelten endgültig an den Küstenort um, Borgo Lauro wurde das neue Muggia.

Mehr Informationen: muggiacultura.eu

Val Rosandra

Monte Grisa

Grotta Gigante

Soča-Tal bei Bovec

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Tour Friaul 2023: Venzone: Dom Sant'Andrea Apostolo (Foto: Andreas Kuhrt)

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Von Venzone nach Palmanova

Venzone

Entlang des Flusses Fella führen alte Handels- und neue Verkehrswege aus den Julischen Alpen nach Süden zur Adria. Die ehemalige Pontebba-Bahn, jetzt Alpe-Adria-Radweg, die Autobahn A23 und die Staatsstraße SS13 (Via Pontebbana) gehen durch das enge Tal. Bei Carnia öffnet sich das Fella-Tal zum Julischen Voralpenland und die Fella mündet in den großen Fluß Tagliamento, der weiter nach Süden fließt. Entlang des Tagliamento verlief zu Römerzeiten die Via Julia Augusta von Aquileia zur Provinz Noricum (heute Mittelösterreich, wo das Eisenerz für die römischen Waffen herkam), in der Regierungszeit des ersten römischen Kaisers Augustus (31 v.d.Z. – 14 n.d.Z.) ausgebaut. Am Ausgang des Gebirges der Julischen Voralpen liegt Venzone (deutsch: Peuscheldorf, was für ein armseliger Name für eine altehrwürdige Stadt), das uns durch sein mittelalterliches Aussehen aufgefallen ist. Der Ort war schon seit der Keltenzeit (500 v.d.Z.) ein wichtiger Grenzort zur Kontrolle des Alpenausgangs, bei den Römern eine Station (statio) an der Via Julia Augusta als Wachposten und Etappenziel. Aus Karolingischer Zeit im 8. bis 10. Jh. ist ein Stadtkern belegt und Venzone wurde 923 als Clausas de Abiciones erwähnt. Unter der Herrschaft des Patriarchen von Aquileia wurde Venzone 1247 zur Stadt mit Marktrecht erhoben, ab 1258 wurde die doppelte Stadtmauer mit Wassergraben und drei bewachten Stadttoren errichtet (Gemona lag als feindlicher Handelskonkurrent nur 7 km entfernt). Die historische Bebauung der Innenstadt im venezianischen Stil stammt ursprünglich aus dem 13. und 14. Jh. Der romanisch-gotische Dom Sant’Andrea Apostolo wurde Anfang des 14. Jh. gebaut und 1338 vom Patriarchen von Aquileia Bertrand de Saint-Geniès geweiht. Es gab schwere Erdbeben (z.B. 1348) und die Herrschaft über Venzone wechselte oft, aber der mittelalterliche Ort wurde nicht wirklich zerstört. Die große wirtschaftliche Bedeutung als Handelsposten hat Venzone heute nicht mehr, es ist eher ein Dorf mit ca. 3000 Einwohnern, das vom Tourismus lebt. 1965 wurde Venzone als einzige weitgehend original erhaltene befestigte Ortschaft aus dem 14. Jh. zum Nationaldenkmal Italiens erklärt. 1976 kam es aber zu zwei verheerenden Erdbeben (im Mai und September), es gab 49 Todesopfer und 90 % der Bauten wurden zerstört. Venzone liegt nur rund 3 km vom Berg San Simeone entfernt, unter dem das Epizentrum der Erdbeben war. Während z.B. am Dom nach dem Erdbeben am 6. Mai 1976 nur ein Teil eines Seitenschiffs und des Giebels eingestürzt waren, hat das zweite starke Beben am 11. September 1976 die schon angeschlagene Bausubstanz endgültig zerstört: es blieben nur wenige Mauerfragmente stehen. Nach der fast kompletten Zerstörung Venzones gab es Bestrebungen des Stadtbauamtes, Venzone mit Neubauten wieder aufzubauen. Bei den Aufräumarbeiten (nach dem 6. Mai 1976) wurde historische Bausubstanz eingerissen. Ein 1977 gegründetes Bürgerkomitee verhinderte die Neubaupläne, mit einem Volksbegehren wurde beschlossen, die Stadt „wo sie war und wie sie war“ wieder aufzubauen. Künstlerisch wertvolle Bauteile und 8000 Bau-Steine wurden aus dem Schutt geborgen und nach Funktion und ehemaliger Anordnung katalogisiert. Mit Hilfe der Anastylose-Methode (Rekonstruktion nach dem ursprünglichen Aussehen am originalen Ort mit so viel möglichen originalem Baumaterial, die notwendigen Ergänzungen werden kenntlich gemacht) wurde der gesamte Ort originalgetreu rekonstruiert. Dank dieser unglaublich aufwändigen Aufbauarbeit in einem nationalen Kraftakt kann man Venzone wieder in seinem historischen mittelalterlichen Erscheinungsbild bewundern. Der Ort gehört zum Verbund der schönsten Dörfer Italiens (Borghi più belli d’Italia). Der Wiederaufbau des Domes dauerte von 1982 bis 1995. Die Stadtmauer wurde komplett wieder aufgebaut, von den drei Stadttoren wurde der Wehrturm Porta San Genesio rekonstruiert. Auch die Kapelle San Michele (ein romanischer Bau aus dem 12. Jh.) neben dem Dom war völlig zusammengestürzt, wurde orinalgetreu wieder aufgebaut und beherbergt heute die „Mumien von Venzone“. Seit 1647 wurden in Gräbern im und um den Dom herum 40 Mumien gefunden, die durch die austrocknend-konservierende Wirkung des Schimmelpilzes Hypha bombicina Pers unbeabsichtigt mumifiziert wurden (5 davon werden ausgestellt). Eine kleine Ausstellung in der offenen Loggia des Rathauses (ein Palazzo aus dem 14. Jh.) informiert über das Erdbeben und den Wiederaufbau. Interessant war auch noch ein Hochzeit auf italienisch im Palazzo Comunale: wo bei uns Reis, Blüten oder Flitter gestreut wird, gab es dort einen Regen aus Seifenblasen, das war hübsch und die anschließende Straßenreinigung kann man sich sparen.

Mehr Informationen: www.venzoneturismo.it

Gemona del Friuli

Unser nächstes Ziel war das nur 7 km entfernte Gemona (deutsch: Klemaun, etwa 10500 Einwohner), weil es als sehenswerter Ort mit Burg und mittelalterlicher Altstadt gilt und weil es dort den Zeltplatz Ai Pioppi gibt, der noch geöffnet und sogar auch noch preiswert war. Die starken Erdbeben von 1976 haben Gemona genauso schwer getroffen wie Venzone und Osoppo in der Nachbarschaft: in Gemona gab es 965 Todesopfer und rund 70 % der Bausubstanz wurden zerstört. In der interessanten Ausstellung „1976 Frammenti di memoria“ (Erinnerungsfragmente) gibt es zum Erdbeben, dessen Auswirkungen und dem Wiederaufbau viele Informationen, Original-Nachrichten und Bilder. Auch in Gemona wurden die größten Zerstörungen durch das zweite Beben im September angerichtet: z.B. war der Campanile sowie große Teile des Doms Santa Maria Assunta erst dann vollständig eingestürzt. Der originalgetreue Wiederaufbau des Altstadtkerns und besonders des Doms waren auch in Gemona eine Aufgabe historisch einmaliger Dimension. Im Dom kann man sehr gut die originalen Bauteile von der ersetzten unterscheiden, da diese neuen glatt verputzt wurden. Wenn statisch möglich, wurden auch vorhandene Bauteile stehen gelassen, von den Säulen stehen einige noch schief. Der Dom wurde im 13. Jh. um eine kleinere Vorgängerkirche aus dem 12. Jh. herum erweitert. Aus der Zeit um 1290 stammt auch der große Schaugiebel vom Baumeister und Bildhauer Giovanni Bono aus Bissone (Tessin), der beim Erdbeben relativ unbeschädigt blieb (nicht der Baumeister, sondern der Giebel). Eindrucksvoll ist die 7 m hohe Statue des Christopherus (ein Riese als Christusträger, Schutzpatron der Pilger, Reisenden und Autofahrer, also für uns zuständig), die 1331 von Giovanni Griglio (Griglio da Gemona) geschaffen wurde. Vom nahen Burgberg hat man tolle Ausblicke auf die Altstadt mit dem Dom auf der einen und das Julische Alpenvorland auf der anderen Seite. Die Burg selber, die schon als römisches und Langobarden-Castrum (ca. 7. Jh.) belegt ist, verfiel lange Zeit und wurde als Steinbruch benutzt, drei restliche Türme waren bis 1967 ein Gefängnis. Das Erdbeben 1976 gab der Burg den Rest. Der Wiederaufbau dauert noch an. In Gemona wurden aber auch große Teile der Stadt nach dem Erdbeben modern (im Sinne der 1970er Jahre) überbaut, was aus heutiger Sicht nicht immer gelungen erscheint.

Mehr Informationen: visitgemona.com

Lago di Cavazzo

Ein paar Kilometer gegenüber von Venzone und Gemona liegt auf der anderen Seite des Tagliamento im bewaldeten Bergland der größte natürliche See des Friaul, der Lago di Cavazzo oder auch Lago del tre comuni (wegen der drei Orte ringsum: Alesso, Interneppo und Somplago) oder auch einfach Trilago: 2,2 x 0,8 km, bis 39 m tief, sehr klar, ziemlich kalt. Bei uns hätte das früher Naherholungsgebiet geheißen – Friauls Hauptstadt Udine ist nur rund 35 km entfernt. Am Südende des Sees gibts Hotel, Restaurant, Pizzeria, Zeltplatz, kleine Badestrände, Surf- und Paddelbootausleihe, Parkplatz, Picknick-Areal mit dem einmaligen Schild „Zelten und Feuer machen erlaubt“ und einen kleinen Ökopark Isola ecologica mit Beobachtungspunkten für Wasserschildkröten, Fische und Vögel. Der etwa 9 km lange Rundweg um den See ist nach dem Picknickareal ziemlich einsam. Bei Interneppo gibts einen Abstecher zum Botanischen Garten und Aussichtspunkt auf der Höhe, von dem man das nördliche Ende des Sees bis zur Autobahn A23 (die über den nördlichsten Seezipfel führt) überblicken kann. Der Aussichtspunkt liegt bei Interneppo direkt am Fuß des Monte San Simeone, unter dem das Epizentrum des 1976er Erdbebens war. Ein Denkmal und einige Infotafeln thematisieren erdbebensichere Dämfer für Bauten. Die Schwingungsdämpfer wurden im März 1976 erstmalig beim Bau der Autobahnbrücke über den Cavazzo-See eingebaut. Die Autobahn hat die folgenden Erdbeben im Mai und September 1976 unbeschädigt überstanden. Der weitere Rundweg führt beim Dorf Somplago unter der Autobahn hindurch. Man kommt an Weinhängen und dem Wasserkraftwerk Centrale Idroelettrica di Somplago A2A vorbei. Draußen sieht man nur die Verwaltung und Umspannanlagen, das eigentliche Kraftwerk liegt bis zu 600 m tief im Berg. Die Turbinen werden über Wasserstollen vom etwa 7,5 km entfernten Stausee Lago di Verzegnis angetrieben. Dieses Wasser fließt dann in den Lago di Cavazzo. Der östliche Teil des Rundwegs geht meist auf der asphaltierten Straße Via Tolmezzo am Berghang durch Wald. Außer einer Aussichtsterasse zum See beim Yachthafen Nautilago ist diese Wegstrecke nicht so spannend. Am See-Südende kommt man wieder zum kleinen Lago-3-Comuni-Campingplatz, der direkt am Seeufer schön angelegt ist.

Mehr Informationen: www.lago3comuni.com/…

Artegna

Auf unserer Weiterreise nach Süden haben wir noch einen Stopp im kleinen Ort Artegna (deutsch: Ardingen, ca. 3000 Einwohner) 5 km südlich von Gemona eingelegt. Sehenswert ist im Ort vor allem der Burgberg Colle di San Martino (Hügel Heiliger Martin) mit dem Castello Savorgnan und den Kirchen Santa Maria Nascente (Maria Geburt) und San Martino Vescovo (Heiliger Bischof Martin). Artegna gab es als Castrum Artenia schon seit Römer-/Langobardenzeiten: ein doppelt ummauerter Festungskomplex auf dem Burgberg. 1260 eroberte der Patriarch von Aquileia Gregorio da Montelongo die Burg, 1382 wurde sie von den Gemonesern zerstört, 1384 von Artegna wieder aufgebaut, 1387 wieder zerstört. Ab 1420 wurde unter der Herrschaft des Patriarchen von Aquileia Lodovico di Teck das untere Schloss als Wohnsitz der Lehnsherren von Artegna, Savorgnano della Bandiera, wieder aufgebaut. Ab 1420 übernahm Venedig die Kontrolle über diese Gebiet, 1499 wurde die Burg von Türken geplündert, 1797 von den Franzosen unter Napoleon vereinnahmt, ab 1866 gehörte das Gebiet zu Österreich, ab 1919 zu Italien. Die Erdbeben von 1976 verursachten auch in Artegna schwere Zerstörungen, das Schloss Savorgnan wurde bis 2013 restauriert, ist in privatem Besitz, wurde aber dem Ort Artegna zur Nutzung zur Verfügung gestellt (archäologische Ausstellung, Imbiss, Weinverkostung/-handel). Oben auf dem Burgberg gibt es noch die alte Kirche San Martino Vescovo neben einem Friedhof. Ursprünglich 1205 auf den Grundmauern eines älteren Tempels am Mauerring der frühen Festung erbaut, wurde sie 1299 als Reaktion auf einen Volksaufstand der Artegner zerstört, 1303 wieder aufgebaut, 1511 durch Erdbeben zerstört, 1515-19 in der heutigen Form wieder aufgebaut. Der Glockenturm mit der nach Windrichtung drehbaren Bronze-Haube mit Engel wurde 1681 gebaut. Die heutige Pfarrkirche Santa Maria Nascente (Maria Geburt) wurde um 1300 erbaut, als Ersatz für die zerstörte bisherige Pfarrkirche San Martino an einer vom Ort aus besser zugänglichen Stelle und größer ausgelegt, 1302 geweiht, im 15. Jh. erweitert, ab 1824 in der jetzigen Form umgebaut. Die Kirchen und das Schloss waren bei unserem Besuch leider alle geschlossen. Nach einem kurzen Rundgang durch den ziemlich kleinen und nicht besonders interessanten Ortskern zu Füßen des Burgbergs haben wir unsere Reise nach Süden fortgesetzt, an Udine vorbei (wir hatten keine Lust auf große Städte) nach…

Mehr Informationen: www.turismofvg.it/… | www.castellodiartegna.it/…

Palmanova

Palmanova (etwa 5500 Einwohner) ist eine einzigartig in ihrer ursprünglichen Form erhaltene Renaissance-Planstadt, die ab 1593 unter venezianischer Herrschaft gegen habsburgische und türkische Bedrohung gebaut wurde (ursprünglich hieß der Ort Palma, Palme als Symbol des Sieges, …nova wurde erst wegen der Umbauten unter Napoleonischer Herrschaft hinzugefügt). Die Festungsstadt wurde als Neunzackiger Stern mit etwa 1,1 km Durchmesser angelegt. Die Zacken sind ca. 7 m hohe gemauerte Bastionen (gebaut 1593-1620) mit oben ringsum laufenden Wehrgängen. Zwischen den Bastions-Zacken wurden ab 1665 niedrigere Vorbastionen (Ravelins) zum Schutz des Walls zwischen den Bastionen angelegt. Das Ganze war von einem Flutgraben umgeben. Nach der Eroberung Norditaliens durch Napoleon 1797 wurden weiter draußen noch mal 9 Vorbastionen (Kontergarden) als erste Verteidigungslinie angelegt. Von außen betrachtet wirkt die Umgebung erstaunlich grün, weil die Festungswälle und -gräben mit Gras, Büschen und Bäumen bewachsen sind. Die grünen Bollwerke außerhalb der Stadt taugen auch als rund 5-7 km lange Wander-, Lauf- und Fahrradrundwege. An der Porta Udine kommt ein Wassergraben an, der Palma-Kanal, der Wasser aus dem Fluss Torre bei Zompitta über 32 km zur Wasserversorgung nach Palmanova leitet. Dazu führt neben der Torzufahrt ein venezianisches Aquädukt aus der Zeit der Stadtgründung in den Ort. Nach Palmanova rein führen 3 Straßen durch 3 Stadttore: Porta Udine im Nordwesten, Porta Cividale im Nordosten und Porta Aquileia im Süden. Der gesamte radialsymmetrisch angelegte Ortskern hat nur etwa 800 m Durchmesser, die 3 Hauptstraßen und 3 weitere innerörtliche führen zur Piazza Grande (ursprünglich Piazza d’Armi) in der Ortsmitte, ein wirklich großer sechseckiger Platz mit rund 150 m Durchmesser, der ursprünglich als Aufmarsch- und Exerzierplatz der Festungssoldaten diente. Noch im 1. Weltkrieg war Palmanova ein wichtiger Stützpunkt der italienischen Armee im Hinterland der Isonzo-Front in den Julischen Alpen im Krieg gegen Österreich-Ungarn. Ehemalige Kasernenbauten gibt es in Palmanova noch jede Menge, ein Kasernenhof wird z.B. heute als Bürgergarten genutzt. Als wir Ende September in Palmanova waren, hatte man auch für die Piazza Grande eine bessere Verwendung gefunden: es war Oktoberfest in Palmanova mit Rummel, Brez’n, Bier und bayerischer Geisterbahn. Wir haben aber lieber mal die Nonna Pallina Pasticceria Gelateria Artigianale auf ein belegtes Brot und einen Aperol Spritz besucht und waren im Dom Santissimo Redentore (Heiliger Erlöser). Der Dom wurde 1615-36 im Auftrag des venezianischen Befestigungsamtes erbaut. Es ist ein großes Kirchenschiff mit wuchtigem Schaugiebel und Glockenturm-Stummel (der sollte möglichen Belagerern kein Angriffsziel bieten). Innen gibts eine große Halle mit viel barockem Gold und Wandmalereien. Am interessantesten fand ich noch ein großes Reliquienkreuz von Piccini (19. Jh.), einen Prozessionsthron mit einer sehr realistisch gestalteten Maria mit Kind und auf der Tür zu einer Nebenkapelle die geschmiedeten Figuren von Hahn und Schildkröte. Diese sind nach dem Vorbild eines antiken Mosaiks im Dom von Aquileia gestaltet worden und verkörpern in christlicher Deutung den Kampf von Tag und Nacht, Licht und Dunkelheit, Aufbruch und Rückzug, Christentum und Unglauben. Palmanova wurde 1960 zum Nationaldenkmal Italiens erklärt, gehört seit 2018 zum Verband der schönsten Dörfer Italiens (Borghi più belli d’Italia) und ist seit 2017 UNESCO-Weltkulturerbe. Unser nächstes Ziel war Aquileia, 17,5 km südlich von Palmanova in Richtung Adria…

Mehr Informationen: www.turismofvg.it/… | www.facebook.com/ComunePalmanova

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Tour Friaul 2023: Val Saisera: Blick zum Jôf di Montasio (Foto: Andreas Kuhrt)

Rundtour Friaul 2023

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Julische Alpen bei Valbruna

Unsere 2023-Tour durch den Nordosten Italiens: Friaul/Julisch Venetien ging vom Gebirge der Julischen Alpen über das Erdbebengebiet von 1976 bei Gemona bis zur Adria bei Grado, zum Golf von Triest und schließlich durchs Sočatal in Slowenien zurück nach Nordostitalien.

Valbruna – Val Saisera – Sella Somdogna – Miezegnot-Sattel

Unser Ausgangspunkt in den Julischen Alpen war das Dorf Valbruna (Wolfsbach) bei Tarvisio (Tarvis). Mitte September dort ein Unterkunft zu finden, war nicht einfach. Gefühlt machen sie in den italienischen Alpen ab September alles dicht: die Ferien sind vorbei, die Italiener kommen nicht mehr… Die (empfohlene) Casa Julius Kugy hatte Betriebsferien… Hotel Saisera war mit Polizisten ausgebucht (keine Ahnung, was die da gemacht haben, aber abends war alles voller Polizia-Autos)… Hotel Picchio Nero war zu teuer… Unsere letzte Hoffnung: Valbruna Inn hatte sich erbarmt, unangemeldeten Reisenden eine Unterkunft für 90 €/pro Nacht (DZ) zu gewähren. Aber sie waren wirklich sehr nett, haben sogar eine Verlängerung hingekriegt. Super Frühstück, aber ich musste erst mal lernen, den Eierkocher zu bedienen… Und ganz großartig: die Grappa-Selbstbedienungsbar: man konnte sich abends selbst einen Grappa aus dem vielfältigen Angebot aussuchen und auf Vertrauensbasis abzapfen. Das kleine Dorf Valbruna (ca. 200 Einwohner) auf rund 800 m war unser Ausgangspunkt für Touren durchs Val Saisera bis zum Fuß des Montasio (Montasch) und zu Bergen und Seen der Umgebung. Zu den mehrsprachigen Ortsnamen muss man vielleicht noch anmerken, dass dieses gesamte Gebiet des Val Canale/Kanaltal bis 1919 österreichisch war und zu Kärnten gehörte. Im Dreiländereck von Österreich, Italien und Slowenien gibt’s 4 Sprachen: Deutsch/Kärntnisch, Friulanisch, Italienisch und Slowenisch.

Unsere erste Tour war durchs Val Saisera (am Österreich-Ungarischen Soldatenfriedhof des Ersten Weltkriegs vorbei) zum Parco Tematico della Grande Guerra (Themenpark 1. Weltkrieg). Im oberen Saisera-Tal waren die Weltkriegs-Stellungen der Italiener an vorderster Front. Auf der Infotafel stand auch, dass neben Kälte, Hunger, Überlastung und Auszehrung Lawinen eine tödliche Gefahr waren, dass z.B. an einem einzigen Tag, am 11.04.1915 tausende italienische und österreichisch-ungarische Soldaten Lawinenabgängen zum Opfer fielen. Unglaublich menschenverachtend ist auch, dass es zur Kriegsführung gehörte, Bergstürze und Lawinen durch Minen oder Beschuss gezielt auszulösen.

Von Valbruna aus sind es erst mal 5 km entlang des Flusses Saisera bis zum letzten Parkplatz an der Saisera-Alm (auf 1000 m). Diese Maut-Strecke kann man auch mit dem Auto oder Fahrrad fahren, dann gelten festgelegte Bergauf- und Bergab-Fahrzeitfenster (in der Sommersaison). Schon an dem kleinen Fluss Saisera fällt auf, dass die Flüsse in dieser Gegend oft ein unheimlich breites Kiesbett haben, in denen meist nur ein relativ kleiner Wasserlauf ist. Auf Luftbildern/Maps kann man das besonders an der Flüssen Meduna und Tagliamento sehen. Es kann nur so sein, dass diese Flüsse während der Schneeschmelze ungeheure Geröllmengen transportieren. Ab der Saisera-Alm führt eine Schotterpiste mit 15 Serpentinen oder abkürzend auf einem steilen Wanderweg am Rand der Saisera-Schlucht zur Rifugio Fratelli Grego auf 1385 m Höhe. Von dort ist es ein kurzes ebenes Wegstück zur Sella Somdogna (1400 m), dem Ende des Dogna-Tals unter der Montasio-Gruppe (Jôf di Montasio/Montasch, 2754 m). Wir wollten gegenüber des Montasio zum Jôf di Miezegnot (Malborgheter Mittagskofel, 2087 m) und dann vom Planja-Sattel nach Norden zur Rauna-Alm absteigen und weiter runter nach Valbruna (das hat aber nicht geklappt). Nach der Somdogna-Alm (1440 m) steigt man durch die Latschenkiefer-Zone und kommt über der Baumgrenze bei 1900 m zur Ricovero Battaglione Alpini Gemona: ein Kriegsdorf/Battaillonsunterkunft der italienischen Gebirgsjäger aus Gemona im 1. Weltkrieg. Es gibt meist nur noch Ruinen, aber die ehemalige Kapelle der Stellung wurde als Schutzhütte für Wanderer ausgebaut: mit tollem Ausblick zum Montasio und ins Dogna-Tal. Ein kurzer, aber bröselig-rutschiger Aufstieg führt von dort zum Miezegnot-Sattel (2000 m) unter dem Miezegnot-Gipfel. Hier oben mit Blick nach Norden ins Kanaltal (wo die feindlichen österreichisch-ungarischen Truppen waren) gab es entlang der ganzen Bergkette Beobachtungsposten der Italiener im 1. Weltkrieg: Grundmauern, Unterstände, Stollen und Höhlen sind überall zu finden. Die Aussicht (laut Wegbeschreibung) auf ungesicherte, sehr bröselige Kletterstellen und das Donnergrollen aus Richtung Dogna-Tal überzeugten uns, die Miezegnot-Gipfel-Grat-Überschreitung abzubrechen und schleunigst wieder in das 1000 m tiefer gelegene Saisera-Tal abzusteigen. Daraus wurde dann als Eingehtour eine 30-km-Wanderung mit je 1200 m im Auf- und Abstieg…

Fusine-Seen – Cave del Predil – Lago del Predil – Altopiano del Montasio

Am nächsten Tag war erst mal Sonne und Erholung angesagt: Sonnenaufgang am Montasio, Erholung an den Fusine-Seen (Weißenfelser Seen), etwa 18 km von Valbruna nach Osten, nahe der slowenischen Grenze. Da ist es wirklich schön: zwei kleine klare grüne Bergseen im Wald mit der Bergkulisse der slowenischen Mangart-Gruppe (Mangart 2679 m) im Hintergrund, im Sommer vielleicht überlaufen, im September aber ziemlich ruhig.

Rund 10 km weiter westlich, zwischen Valbruna und dem Fusine-Seetal verläuft das Tal der Slizza (Gailitz) in Süd-Nord-Richtung (mündet bei Arnoldstein/Kärnten in die Gail). In diesem Tal liegt der idyllische Lago del Predil (Raibler See). Auf dem Weg dahin kommt man durch Cave del Predil (Raibl), ein ehemaliger Bergwerksort, der jetzt ziemlich heruntergekommen, trostlos und absterbend wirkt. Ehemals war im österreichischen Raibl die größte Zink- und Bleimine der Alpen. Österreichische und slowenische Bergarbeiter arbeiteten in bis zu 1000 m tiefen Stollen unter dem Königsberg (Monte Re). Slowenische Arbeiter kamen sogar durch einen 5 km langen Stollen unter dem Predilpass aus Log pod Mangartom (Brettendorf) zur Arbeit im Bergwerk. Nach dem 1. Weltkrieg wurde das Kanaltal Italien zugeschlagen, die Bevölkerung durch Umsiedlung italienisiert. 1991 wurde das Bergwerk endgültig geschlossen und das Besucherbergwerk „Parco Internazionale Geominerario Cave del Predil“ (Internationaler geologischer Bergwerkspark) eingerichtet: auf dem Außengelände wurde ein paar Grubenbahnen und Fördergeräte aufgestellt und man kann ca. 1000 m Stollen besichtigen (mit Voranmeldung), der Blick auf die verfallenden Bergwerksgebäude am Berghang des Kleinen Königsbergs (Piccolo Monte Re) ist gratis. Nach der Schließung des Bergwerks hat ein Großteil der Bevölkerung den Ort verlassen (1999 waren es noch etwa 450 Einwohner). Cave del Predil hat noch ein Bergbaumuseum, ein militärhistorisches Museum der Julischen Alpen, eine Bergarbeiterkneipe, ein Café, einen Einkaufsladen, einen Kinderspielplatz und zwei Kirchen (St. Anna von 1550 und eine neue von 1966). Sehr interessant sieht der Raibler Fünfspitz aus, fünf Berggipfel um 1900 m direkt über dem Tal bei Raibl. Etwa 2 km talaufwärts (am Rio Lago/Seebach) liegt der Lago del Predil (Raibler See) zwischen 1600 bis 1800 m hohen Bergen. An den Kiesstränden im Norden und Süden kann man baden und Wassersport betreiben. Direkt neben dem See verläuft die italienisch-slowenische Grenze mit dem Grenzübergang am Predilpass.

Wenn man dem Seebachtal weiter bergauf nach Südwesten folgt, kommt man zum Neveasattel (Sella Nevea, 1195 m) mit einem künstlichen Skiressort-Ort. Das wäre nicht weiter erwähnenswert, wenn dort nicht die Hochstraße zum Altopiano del Montasio abzweigen würde. Das ist eine Hochebene südlich der Montasio-Gruppe auf etwa 1550 m Höhe. Die Hochfläche wird als Weide für Rinder und Schafe genutzt, es gibt die Alm Malga Montasio, der Montasio-Käse ist im Friaul sehr beliebt. Die Berghütte Giacomo di Brazzà (1660 m) ist Ausgangspunkt für Bergsteiger zum Jôf di Montasio (2754 m), Cima di Terrarossa (2420 m) und zu anderen Gipfel der Montasio-Gruppe. Giacomo di Brazzà war ein adliger Naturforscher, der 1881 den heutigen Normalweg zum Montasio über die Forca verde erstbestiegen hat.

Val Dogna – Forchia di Cjanalot (Piper-Scharte)

Vom Nevea-Sattel führt die Landstraße SP76 18 km weiter durch das abgelegene Raccolana-Tal (das Giacomo di Brazzà auch erforscht hat) nach Raccolana/Chiusaforte am Fella-Fluss. Im engen Raccolana-Tal gibt es zwischen mehr als 2000 m hohen Bergketten jede Menge Seitenflüsse und Wasserfälle. Zwischen dem Raccolana-Tal im Süden und dem Kanaltal im Norden erschließt das Dogna-Tal vom Ort Dogna (an der Fella) aus das das Gebiet nördlich des Montasio bis zum Somdogna-Pass (da waren wir schon vom Saisera-Tal aus). Das Tal ist Luftlinie nur etwa 10 km lang, aber die Straße schlängelt sich in unglaublich vielen Windungen und Serpentinen über 18 km durchs Tal. Unterwegs kommt man an mehreren italienischen Stellungen aus dem 1. Weltkrieg vorbei, u.a. an betonierten Schützengräben, Wehrgängen und Höhlen bei der „Linea Difensiva dei Plans“, einer Verteidigungsstellung und Versorgungsstützpunkt für die Alpini Gemona im Montasio-Gebiet. Von einem Felssporn aus hatte man das Dogna-Tal und die Straße unter Kontrolle. Rund 2 km weiter talaufwärts sind wir von der Alm Plan dei Spadovai (1115 m) aus am Rio Cjanalot aufwärts zur Forchia di Cjanalot (Piper-Scharte, 1814 m) gewandert, immer im Blick: die Montasio-Nordflanke über dem Val Dogna. Die Piper-Scharte war im 1. Weltkrieg ein weiterer Beobachtungsposten der italienischen Alpini ins österreichische Kanaltal.

Monte Lussari

Eine Tour haben wir bei Valbruna noch gemacht: aufgrund des Tipps eines „Insiders“ („bei David gibts immer was Gutes, Fleisch, Fisch, Nudeln – was ihr wollt“) sind wir zum Monte Lussari (Luschariberg, 1788 m) aufgestiegen: da sind ein paar Gasthäuser und Hotels um eine Wallfahrtskirche versammelt. Weil in der Nachsaison die Seilbahn nur am Wochenende fährt, sind wir auf der Direttissima von Valbruna durch den Bergwald über die Limerca-Alm aufgestiegen: 950 Höhenmeter auf etwa 3 km Wegstrecke, Halleluja. Zwischendurch haben wir noch Schutz vor den Regenschauern in der Seilbahn-Mittelstation gefunden. Der auf der anderen Bergseite aufsteigende Büßerweg von Camporosso aus war früher die einzige Möglichkeit auf den Berg zu gelangen. 1360 soll ein Schafhirte eine kleine hölzerne Madonnenfigur auf dem Monte Lussari gefunden und sie zum Pfarrer in Camporosso gebracht haben. Am nächsten Tag soll sie wieder oben gelegen haben und am übernächsten wieder. Daraufhin wurde an der Stelle eine Kapelle erbaut, die durch einen regen Pilgerstrom zum Marien-Wallfahrtsort wurde. An Stelle der Kapelle wurde im 16. Jh. die Wallfahrtskirche Monte Lussari errichtet, Millionen Pilger sollen seitdem oben gewesen sein. In den Weltkriegen wurde die Kirche zerstört und danach wieder aufgebaut. Mit dem Bau der Seilbahn hat sich die Besucherzahl noch mal erhöht. Aber es wurde auch viel touristischer mit Gasthöfen, Bars, Andenkenladen, Sportladen, Skilift und Abfahrtshang. Davon war aber nichts zu bemerken als wir oben waren, es war alles komplett geschlossen: Kirche, Gaststätten, Seilbahn… Uns blieb nur der etwas wolkenverhangene Rundumblick vom Gipfelkreuz und der Rückweg über die Lussari-Straße ins Val Saisera. Diese Bergstraße mit rund 900 m Anstieg in 18 Serpentinen auf vielleicht 6 km war im Mai 2023 die vorletzte Etappe des Giro d’Italia (Einzelzeitfahren von Tarvisio zum Monte Lussari). Der Slowene Primož Roglič (Rogla, früher Skispringer) gewann diese Etappe und wurde dann auch Giro-Sieger. Extra für diese Etappe wurde die ursprüngliche Schotterpiste betoniert.

Als wir an diesem Tag nach der 7-Stunden-Wanderung hungrig und völlig durchnässt zum Valbruna Inn zurückkamen, stand fest, dass wir am nächsten Tag das Gebirge in Richtung Süden auf der Suche nach Sonnenschein verlassen.

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