29.06. – September 2013 Am Dianabrunnen im Steinweg Suhl
Der Fotowettbewerb zum Thema „Ansichtssache Suhl“ ist abgeschlossen und die Jury hat die Preisträger und Ausstellungsbilder ausgewählt. Zum Wettbewerb wurde im Sommer 2013 ab 29. Juni wieder eine Openair-Ausstellung am Diana-Brunnen im Suhler Zentrum aufgebaut. Die Anregung zum Wettbewerbsthema kam wieder vom Oberbürgermeister Dr. Jens Triebel. Die Bürger und Gäste der Stadt waren aufgerufen, sich mit den Lebenswerten der Stadt Suhl auseinandersetzen und Nachdenkliches, Kritisches oder Liebenswertes, Lächerliches oder Lustiges, Überraschendes oder Klischeehaftes zu entdecken und mit Bildern und passenden originellen Titeln vorzustellen.
Einige Zeit wußte ich mit dem Thema nichts so richtig anzufangen: Suhl + witzige Titel war gar nicht mein Ding. Zu der Zeit waren aber gerade Schulden, Überalterung, Abwanderung und Abriss in der kommunalpolitischen Diskussion. Da hatte es vielleicht Sinn, sich mal konzeptionell und fotografisch mit dem Thema Reichtum auseinanderzusetzen.
Steinreich
Bei einem Gang durch den Steinweg fand ich das Thema „steinreich“ buchstäblich auf der Straße. Und zwar durch die Stolpersteine an den Orten, an denen ehemals Juden in Suhl wohnten, die vertrieben und ermordet wurden. Wenn man darauf achtet, findet man viele dieser Stolpersteine, die das katastrophale Ausmaß der Judenvertreibung in Suhl ahnen lassen. Andererseits schmückt sich die Stadt gern mit der alten Waffen-Handwerks- und -Industrie-Tradition, die auch durch die jüdischen Geschäftsleute Simson begründet wurde. Aber die ehemalige Simson-Villa verfällt mangels Nutzung und Sanierung. Das Thema „Steinreich“ in Beziehung zur jüdischen Tradition in Suhl und ihrem Überbleibsel als Stolpersteine fotografisch zu erkunden, fand ich interessant. Bei der fotografischen Umsetzung hab ich immer versucht, auch die Umgebung, die Häuser und Straßensituation mit abzubilden. Der verwendete dramatische Effekt schien mir zu diesem Thema passend zu sein. Damit konnte man einerseits die großen Helligkeitsunterschiede von Straßenpflaster und Umgebung bewältigen, die Schrift auf den Stolpersteinen herausholen und einen „krassen“, nicht idyllischen Bildeindruck vermitteln.
Irgendwie reich
Einmal die Idee gefunden, haben wir (mit Manuela Hahnebach) das Thema weitergesponnen, woran Suhl …reich ist. Da kommt man auf schöne, natürliche, kulturelle, schwierige, triviale, peinliche, ärgerliche, ernste und ulkige Reichtümer: z.B. himmelreich (Straße Am Himmelreich, sind aber nur Standard-Wohnblöcke der 1970er Jahre), erdreich (besonders auffällig an der Brache des in den Berg Sehmar planierten Gewerbegebiets), waldreich und aussichtsreich (in der unmittelbaren Umgebung von Suhl), schneereich (manchmal jedenfalls noch), abwechslungsreich (z.B. die vier gleichartigen Hochhäuser im Suhler Zentrum, die durch unterschiedliche Gestaltung verschiedener Eigentümer als Ensemble auseinanderdividiert wurden), ideenreich (im Abriss historischer Bauten), geistreich (Verballhornung des Suhler Kultfilms „Sushi in Suhl“ über das japanische Restaurant „Waffenschmied“ als Muschi in Suhl), kunstreich (am CCS, früher Stadthalle mit Willi-Sitte-Wandbild, heute Volksmusik-Zentrum Südthüringens), siegreich (Suhler Grillzwerge bei der „Grill-Meisterschaft“) und schließlich kalorienreich (was die liebste Thüringer Freizeitbeschäftigung betrifft: Thüringer Bratwürste und Rostbrätel grillen). Zu „kinderreich“ haben wir nichts gefunden.