Im Sommer 2018 soll es wieder eine Foto-Openair-Ausstellung in der Stadt Suhl geben. Dazu veranstaltet die Stadt und der Tierpark Suhl einen öffentlichen Fotowettbewerb unter dem Titel „Wildlife – Tierpark Suhl“, zu dem aktuelle und historische Fotos vom Tierpark Suhl (der 2019 sein 50jähriges Jubiläum begeht) eingesandt werden können. Der Fotoclub Kontrast Suhl begleitete diese Fotowettbewerbe in den vergangenen Jahren mit Organisationshilfe und Beteiligung seit 2007 die erste Openair-Ausstellung „Perspektive Suhl“ vom Oberbürgermeister der Stadt Suhl Dr. Jens Triebel initiiert wurde.
Am 18. April 2018 haben wir vom Fotoclub Kontrast das allerschönste Frühlingswetter für eine gemeinsame Fotoaktion im Tierpark Suhl nutzen wollen. Das ist mehr eine persönliches Fotoshooting von 3 Clubmitgliedern geworden, die nach eigenen Interessen und persönlicher Ausdauer ihre Fotomotive im ziemlich überschaubaren Suhler Tierpark gesucht haben. Der Tierpark liegt sehr schön naturnah in die Landschaft des Rimbachtals in der Suhler Schweiz eingebettet. Der Rimbach fließt etwa 1 km unterhalb der Quelle am Erleshügel der Länge nach durch den ganzen Tierpark und bildet in der Mitte einen Teich für Wasservögel. Beidseitig flankieren hauptsächlich fichtenbewaldete Berghänge des Ring- und Döllbergs den kleinen Talgrund. Die Hanglagen wurden zu Freigehegen für „geländegängige“ Tiere ausgebaut. Neben einigen „Exoten“ werden vor allem europäische Wild- und Haustiere in ihrer Umgebung gezeigt und auch erfolgreich gezüchtet (Rhönschafe, Thüringer Waldziegen, Zwergziegen, Auerhühner…)
Eigentlich bin ich ja kein Tierparkliebhaber, weil ich besonders die Käfighaltung von Tieren zum Zweck der Vorführung ziemlich fragwürdig finde. Für den Fotowettbewerb war ich erstmals seit den 1980er Jahren wieder in einem Tierpark. Ein Pluspunkt für mich war, dass im modernisierten Suhler Tierpark hauptsächlich europäisch-heimische Tiere in Freigehegen in naturnaher Umgebung gehalten werden. Und natürlich ist die Möglichkeit, Wildtiere einfach beobachten und fotografieren zu können, ein starker Anreiz. Die überschaubare Anzahl der Tiere fand ich vorteilhaft, weil man sich dadurch mehr auf einzelne konzentrieren und auch längere Zeit verweilen konnte. Da ich keine Ahnung vom Tierbestand hatte, bin ich einfach entlang des Hauptwegs spaziert.
Kleiner Rundgang durch den Suhler Tierpark
Zuerst kommt man bei den Hauskaninchen-Ställen vorbei. An den „traditionellen“ engen Boxen kann man gleich ausprobieren, wie man mit engmaschigem Drahtgitternetz fotografisch umgehen kann (dieses Problem hat man öfter bei den Volieren). Entweder das Gitter scharf im Vordergrund mit mehr oder weniger unscharfen Hintergrund, was nur Sinn hat, wenn man das „Eingesperrtsein“ besonders betonen will. Oder Gitter unscharf im Vordergrund mit Fokus auf das Tier, was einen ähnlichen Effekt hat, nur emotionaler. Oder man kann versuchen, das Gitter unmittelbar am Objektiv im absoluten Unschärfebereich visuell zu verwischen und so die Illusion eines freien Zugangs zu schaffen. Das hab ich meist, wenn möglich, versucht.
Bei den Freigehegen der größeren Tiere hat man dieses Problem natürlich nicht, sondern manchmal die weite Entfernung zu den Tieren, die sich in sicherem Abstand zu den Besuchern halten, solange nicht eine Zusatzportion Futter lockt. Bei den schönen sandfarbenen Norwegischen Fjordpferden war das kein Problem, denn die waren zutraulich und neugierig genug, um die Kamera zu beschnüffeln. Dagegen hatten die ganz schön zotteligen Pointou-Riesenesel (ursprünglich aus Westfrankreich) an diesem Sonnentag nur einen Schattenstandplatz im Sinn. Um das Rasta-Fell gut herauszuarbeiten, war der Dramatik-Effekt vorteilhaft. Die kleine Wisent-Familie hat sich sehr zurückgehalten. Im Schatten der Holzbohlenwand musste es wieder der kontraststeigernde Dramatik-Effekt rausreißen (den man nachträglich auch gern abmildern kann). Ganz und gar nicht zurückhaltend waren die Zwergziegen-Lämmer, besonders wenn sie fütterverdächtige Kinder witterten (Kinder im Tierpark sind immer fütterverdächtig). Aber auch gegen ein bisschen Fellkratzen und Rückenmassage hatten sie nichts einzuwenden.
Vom Zwergziegengehege führt ein kleiner Umweg um den Ententeich zu einem verglasten Bau für zwei Stachelschweine, die ihre Runden auf den Stachelschweinstandardweg drehten. Es war nicht einfach, diese scheuen, nervösen Tiere zu fotografieren, die sich am liebsten im Stall verkrochen hätten. Aber durch Kratzen ließ sich der Sesam nicht öffnen. Am Freigehege für zwei Weißstörche war es wieder einfacher, weil sie gerne einfach nur rumstehen oder auf der Suche nach einem Leckerbissen ihr Revier abschreiten. Da schien Frau Storch mehr Angst vor Rudi zu haben, als vor mir. Nach dem Einschluss im Glashaus war es allerdings vorbei mit der Fotosession, weil die dicken trüben Scheiben einfach keine vernünftigen Fotos erlauben.
Alpensteinböcke, Rothirsche und Elche halten sich gern in sicherer Distanz zu den Besuchern auf. Da braucht man schon etwas Glück, gutes Licht und ein Teleobjektiv, um brauchbare Fotos zu bekommen. Es sei denn, die Besucher rascheln mit der Futtertüte. Die heimischen Haustiere Rhönschaf und Thüringer Waldziege hatten wenig Berührungsängste, besonders wenn es Futter von oben regnete. Die Besuchergalerie ist dort eine Terrasse etwa 3 m über dem Boden, so dass die Tiere immer sehr erwartungsvoll nach oben schauen oder einem als Ziege auch gern auf halbem Weg entgegenkommen.
Am oberen Talende befinden sich die Volieren heimischer Vogelarten, vor allem Eulen. Den kleinen Sperlingskauz musste man schon eine Weile suchen. Der ist mit gut 15 cm wirklich ganz schön klein und auch noch ziemlich gut getarnt. Der schläfrige Waldkauz hat bestenfalls mal ein Auge riskiert, es war ja auch noch zu früh zum Aufstehn. Aber der Auerhahn nebenan hat’s richtig krachen bzw. klicken lassen. Der befand sich gerade in Balzstimmung, stolzierte in imposanter Pracht am Gitter entlang, röchelte und klickte was die Lunge hergab und fand es gar nicht gut, wenn man seinem Revier zu nah kam. Um die Sache mit dem engmaschigen Gitter fotografisch in den Griff zu kriegen, musste man aber ganz nah ran. Hoffentlich hat er sich nicht zu sehr aufgeregt. Der Suhler Tierpark hat schon seit 1988 erfolgreich diese in der Natur seltenen Vögel nachgezüchtet und ausgewildert. Aber im Freien möchte ich so einem 1 m großen Hacker-Macho eigentlich nicht unbedingt begegnen, aber sie sollen ja sehr scheu sein.
Etwas weiter (in Wirklichkeit ca. 10.000 km bis zum südlichen Afrika) wohnen seit 2010 Erdmännchen in einem verglasten Freigehege. Putzig ist natürlich die menschenähnliche Gestalt des wachhabenden Offiziers. Die Anfang Februar geborenen Jungen haben sich lebhaft gebalgt und waren kaum mit der Kamera zu verfolgen, Sportprogramm empfehlenswert. Aber sie konnten auch unschuldig gucken. Die älteren haben sich da lieber rausgehalten und so getan, als ob sie aufpassen.
Nachdem ich am oberen Tierparkende noch mal den Kolkraben zugeschaut hab, gab’s auf dem Rückweg noch schönes Abendlicht auf tierische Schönheiten: Schnee-Eule und Uhu. Beide waren inzwischen etwas munterer und haben sich erst mal einen Snack gegönnt: es gab Maus bzw. eine Auswahl luftgetrockneter, sonnengereifter Küken am Stück. Der Uhu hatte vorher noch ein paar Dehnungsübungen als Abendsport gemacht. Beide Tiere sind besonders durch die funkelnde Augenfarbe sehr beeindruckend. Während die elegante Schnee-Eule zum weißen, getüpfelten Federkleid goldgelb trägt, hypnotisiert einen der majestätische Uhu mit orangenen Leuchtpunkten.
Es gab zwar noch viele Wasservögel, die sogar ihrem Namen nachgingen (nicht das mit Wasser), aber irgendwie hab ich dort keine Bilder hinbekommen. 5 Stunden Tierpark haben für den Anfang auch gereicht. Interessant war es auf jeden Fall, die Tiere nah beobachten zu können – aber Wildlife ist eben was Anderes. Z.B. die Spinne in unserer Badewanne oder die Wühlmäuse in Günters Garten…