TFF 2012 1 2 3 4
Freitag, 6. Juli: Die Wüste bebt
Schön, dass man am Freitag etwas Zeit hat, sich mal in oder um Rudolstadt umzusehen. Wir waren am Marienturm (www.hotel-marienturm.de) und haben dort beim Mittagessen dem obligatorischen Regen über der Stadt zugeschaut.
Bei schönstem Sonnenschein sind wir dann zum Heinepark zu Cojunto Angola 70 (Cojunto Angola 70 @ facebook | Cojunto Angola 70 @ youtube), einer cubano-afrikanischen 1970er-Jahre-Gedenkband aus Luanda zum Aufwärmen mit karibischen Grooves und afrikanischen Gitarrenriffs.
Im neu eröffneten Hof der Thüringer Bauernhäuser (mit gar nicht volkstümlichen Preisen für Wein, Kaffee & Kuchen) gab es hand- und mundgemachte Musik im idyllischen Rahmen vom Ensemble Radiorumeli (Radiorumeli @ facebook | Radiorumeli @ youtube): eine tschechisch-türkisch-deutsche Akustikband (aus der hessischen Provinz) macht balkantürkgriecharmenische Musik, sehr natürlich, ohne Showgehabe.
Das kann man vom Hypnotic Brass Ensemble (www.hypnoticbrassensemble.com | Hypnotic Brass Ensemble @ youtube), einer Familien-Blaskapelle aus Chicago natürlich nicht erwarten. Die Brasser machten ordentlich Druck und hypnotisierten mit ihren freien, tätowierten Waschbrett-Oberkörpern und tiefergelegten Hosen (wobei die Schlüpferwerbung hier wohl zweitrangig war) vor allem die weiblichen Zuschauer.
Oumou Sangaré (Oumou Sangaré @ facebook | Oumou Sangaré & Bela Fleck @ youtube) aus Mali wurde ihrer Rolle als „Diva aus der Sahara“ völlig gerecht (das sah man schon an den Fingernägeln, deren Grabfunktion wahrscheinlich eine Anpassung an das Wüstenleben ist). Ihre Begleiterin Dandio Sidibe hatte auch etwas Wüstes an sich (der wollte ich lieber nicht im Dunkeln begegnen), muss aber bezüglich Divenismus noch etwas üben. Der stoische Ngoni-Spieler Benogo Diakite aus Senegal sorgte für den hypnotischen Zupfrhythmus. Bei soviel Brown Power musste Béla Fleck mit seinem Banjo etwas blass bleiben. Insgesamt ziemlich berauschend – yala.
Die indisch-exiltibetischen Tashi Lhunpo Mönche (Tashi Lhunpo Mönche @ youtube) ließen ihre buddhistischen Zeremonien ruhiger angehen (mit einer 3/4 Stunde Verspätung etwas zu ruhig). Aber ein wen auch immer störendes Bild des seit dem 6. Lebensjahr in China verschwunden 11. Panchen Lama (ein Schelm, wer das in Verbindung mit dem Länderschwerpunkt China bringt) ist halt nicht in 5 Minuten abgeklebt. Überaschenderweise war der nämlich auf dem Altarbild seines traditionellen Heimklosters Tashi Lhunpo dargestellt. Ich fand es zwar interessant, aber irgendwie deplatziert, die Gebetszeremonien als Showprogramm auszustellen.
Dann ging es aber mit Brachialmusik weiter: Systema Solar (www.systemasolar.com | Systema Solar @ youtube) aus Kolumbien sorgten im Heinepark für eine afrokaribische Soundexplosion von Salsa, Techno, Cumbia, Champeta, Reggae bis Rap, HipHop, Drum’n’Bass und was weiß ich nicht noch alles.