TFF 2012 1 2 3 4
Sontag, 8. Juli: Wirbelwinde und Flauten
Sonntag früh um 11 war Manu schon wieder fit für Chinesische Oper im Theater: Ke Jun & Jiangzu Province Opera Troupe (da gibts nur ein Such-Ergebnis: Ke Jun & Jiangzu Province Opera Troupe @Youtube). Im Ernstfall kann man im weichen Theatergestühl ja auch ein wenig abschalten.
Zur gleichen Zeit bin ich dummerweise in die Kinderkarawane (die man nicht abschalten kann) im Heinepark geraten. Mit bei der Kinderparty waren Fireter (fireter.com | Fireter @ Youtube), das ist ein magisches Stelzenläufer-Feuershow-Theater-Programm aus Sofia (im Kinderprogramm leider ohne Kokelei, dafür mit Bonbons).
Dagegen musste man bei den Jungs von TOS (Münster mal ganz anders als alter Liederbarde, irgendwie lebendiger)(www.toscrew.de | TOS @ Youtube) mit Freestyle-Streetrunning (oder auch einfach nur 100-m-Hindernis-Akrobatik) etwas Abstand halten, wenn man nicht angesprungen werden wollte. Den südafrikanischen Township-Streetdancern (Corroboration Gunboot Dancers @ Youtube) aus Ratanda/Heidelberg bei Johannesburg haben sie sich in einem gemeinsamen Projekt aber doch angenähert. Obwohl deren Gumboot-Dance daneben etwas daneben aussah, aber vielleicht hab ich’s auch nur nicht verstanden. Egal, Fremdartiges ist ja auch immer ein wenig unverständlich, das macht ja den exotischen Reiz aus.
Das gilt besonders fürs samische Joik von Inga Juuso (Inga Juuso @ musicnorway.no | Inga Juuso @ Youtube) in der Stadtkirche (habens wieder mal hinein geschafft) zusammen mit dem norwegischen Bassisten Steinar Raknes (www.steinarraknes.com | der kann auch anders: Steinar Raknes @ Youtube) an seinem uralten Bass: Skáidi (Skáidi @ Youtube). Der teils lautmalerische, teils jodelnd-lallend gesprochene Obertongesang der Sami würde uns frühestens nach einer Flasche finnischen Wodka in Ansätzen einfallen.
Als nächstes wieder zum Heinepark. Dort wehte ein irer Hauch von frischen irischen Reels vom Holy Geraghty Trio (hollygeraghty.com | Holy Geraghty @ Youtube) über die Wiese, mit einem musikalisch-studierten Engelchen an der Harfe.
Auf der Burgterasse dagegen fegte schon ein ordentlicher Wirbelwind des arabischen Frühlings über die Bühne: Emel Mathlouthi (emelmathlouthi.com | Emel Mathlouthi @ Youtube) – die Stimme der Jasmin Revolution aus Tunesien/Frankreich. Die Sängerin war wirklich sehr präsent, hat ihre Musikmischung aus nordafrikanisch-arabischem Rhythmus und Power-Trance-Dub richtig gelebt.
Da ich das Blaue Gras des Country Illinois like Alison Krauss & Union Station (alisonkrauss.com | Alison Krauss & Union Station @ Youtube) nicht so prickelnd fand, bin ich wieder downtown zum Heinepark.
Da sind gerade Les yeux d’la tete (www.lesyeuxdlatete.fr | Les yeux d’la tete @ Youtube) aus ihren Pariser Kneipen auf die Bühne gestiegen und haben mit Gipsy-Folk-Chanson-Jazz-Rock die Menge gerockt – a la folie (irgendwas mit Wahnsinn).
Dann haben wir noch auf das Abschlusskozert gewartet: Gentleman & The Evolution (www.gentleman-music.com). Die Reggae-Warte-Bandschleife war ja noch O.K., aber was Tilman Otto aus Osnabrück (na ja, man sollte keine Wunder erwarten, der kocht ja auch nur mit Stichkanal-Wasser) mit seinen ständigen „Free Rudolstadt“ & „Tibet“-Rufen (oder umgekehrt) geboten hat, kann selbst in der tiefsten Thüringer Provinz nicht mehr als Roots-Reggae durchgehn: No positive Vibrations, statt dessen Exodus. Die Jamaikaner müssen inzwischen sehr genügsam sein, wenn das der einzig anerkannte deutschsprachige Reggaemusiker sein soll. Wer legt sowas überhaupt fest? Der jamaikanische Reggae-TÜV? Wahrscheinlich kann nur ein wahrer Gentleman sowas von sich selbst behaupten. (Und hier, liebe Osnabrücker, gibts noch ein Beispiel, wie Reggae eigentlich geht: Bob Marley „War“ @ Youtube)
Ich hatte jedenfalls viel Zeit, das Auto schon mal aufzuräumen, hab ’ne ordentlche CD von Bob Marley eingelegt und mich über die kreischenden Kids im Park gewundert, die an dem Abend scheinbar nichts Besseres vorhatten.
Von LoeriFruFru @ Youtube gibt’s übrigens Beiträge über das TFF seit 2009: TFF 1/2012.