Wichtel, Riesen und andere Helden hinter den sieben Bergen
Es war einmal im Jahre 2017, vielleicht war es auch schon früher, da wollte der Ultrarunner Mirko Leffler (und seine Ultrafrau Tina) einen ultracoolen Trailrun in Südthüringen aus der Taufe heben. Dieser Waldlauf, wie man ihn früher noch nannte, sollte schön lang und ganz schön schwer sein. Er sollte über Stock und Stein (und nicht etwa über ausgetretene Wege) über die sieben Berge (oder ein paar mehr) rund um Suhl zwischen Steinsburg, Bock, Domberg, Döllberg, Salzberg, Hirtenrod, Fichtenkopf und Schneekopf führen. Für die lauffreudigen Wichtel, Riesen und Helden dachte er sich Strecken aus, die 17, 48 und 65 Kilometer lang waren und dabei schön hoch und runter gehen: 560, 1930 und 2490 Höhenmeter. Der Wichteltrail war im Steinsburggebiet im sogenannten Kleinen Thüringer Wald, der Riesentrail ging (lief) zum richtigen Thüringer Wald vom Dom- über Döll- und Salzberg zum Rennsteig, Fichtenkopf, Schneekopf, Suhler Hütte, Geiersberg und zurück über den Berg Bock, der Heldentrail war einfach beides zusammen (die Strecken und Läufer kann man prima durch nicht-mehr-ganz-so-Livetracking verfolgen: racemap.com/…)
Dieses Event (wie ein Crosslauf mit Bier- & Bratwurststand, Zwergenballett und Siegerehrung kurz genannt wird) sollte für die Nachwelt festgehalten werden. Da aber Laufen und Fotografieren zusammenpasst wie Schlupp & Latsch (also gar nicht gut) und dann sowieso eher Biathlon wäre, fragte Mirko bei unserem Fotoclub Kontrast an, ob wir nicht Lust hätten, auf der Strecke ein bisschen zu fotografieren. Als Entscheidungshilfe stellte er uns eine kleine Spende für die stets klamme Clubkasse in Aussicht und den immerwährenden Ruhm eines wahlweise Wichtel-, Riesen- oder Heldenfotografen der 1. Stunde. Leichtsinnigerweise sagten wir zu (das waren außer mir noch Tilo Bössel, Günter Giese, Manuela Hahnebach, Manfred Hiersemann, Michael Oehlsen, Uli Pfeufer und Ute Zohles). Das mit der frühen Stunde hatte ich da noch gar nicht gerafft.
Riesen- & Heldendämmerung
So kam es, dass uns am 9. September gegen 6 Uhr (früh, das nennt man Morgengrauen) nicht nur Getrappel unter unserem Fenster am Marktplatz weckte (die ersten Läufer sind um 5 los), sondern ich auch noch zu nachtschlafender Zeit aufstehen musste und gegen 7 am Domberg im Unterholz auf Wegen umherschlich, die ich vorher noch gar nicht kannte. Auf dem Bergbaupfad (den Mirko uns vorher mal gezeigt hatte) lag dekorativ ein Baum quer über den verwunschenen Weg im Gestrüpp, durch das tatsächlich ein kleiner Trampelpfad steil dombergauf führte. Da wollte ich mein erstes Fotoshooting machen, das sich eigentlich wie eine Treibjagd im Morgengrauen anfühlte. Aber es gab doch Einiges, was brauchbare Fotos an dieser Stelle verhinderte: es war diesig graulichtig, es war im Wald (noch weniger Licht), die Läufer mussten sich unter dem Stamm abducken (noch viel weniger Licht) und sie sind gleich weitergewetzt (außer wenig Licht auch noch gnadenlos bewegte Motive). So hab ich viele tolle experimentelle Wischfotos machen können, auf denen die Läufer zwar nicht zu erkennen sind, aber die Bewegung gut rüber kommt. Außer bei Marcel Friedrich & Alexander Arndt, die vorbildlicherweise kurz angehalten hatten, danke. Nach 20 Minuten lichtete sich das Feld und der Wald etwas und ich konnte die entspannten und gut gelaunten Riesinnen am Ende des Feldes (die nicht auf Rekordjagd waren) ins richtige Licht setzen, z.B. Birgit Fender, die ich immer an ihrem herzlichen Lachen wiedererkennen konnte (hier gibt’s ihren Laufbericht: www.marathon4you.de/…) Überhaupt waren alle Trailer ausgesprochen foto- und auch sonst freundlich. Mit Ilona Müller-Reinert und Henriette Appel bin ich dann am Domberg ein Stück in Richtung Ottilie getrabt. Während sie noch eine kleine fiese Runde über den Gipfel am Bismarkturm laufen mussten, hab ich an der Ottilienkapelle viele Durchs-Bild-Huscher von vorhin wieder getroffen. Neben der Aussicht vom Balkon auf Suhl gab’s an der Ottilie nämlich auch eine erste Verpflegungsstation. Das freundliche Serviceteam war schon seit halb 5 dort und präsentierte eine Snack- und Getränkeauswahl, die allgemeine Anerkennung fand. Einige haben sich aber auch nur eine Art Brechwasser mit 2 Teelöffeln Salz zurechtgemixt. Für die Läufer ging es von der Ottilie durch die Stadt Suhl über den Marktplatz zur Suhler Schweiz, am Tierpark vorbei und am Döllberg-Skihang hoch – und dann fingen die Berge des Thüringer Waldes an – puh… Nachdem der Lumpen- und Lumpinnensammler durch war, konnte das Ottilien-Serviceteam Feierabend und ich eine Pause machen.
High Noon
Kurz vor 11 waren wir noch mal am Start – nämlich zum Wichtellauf, bei dem Manuela als rasende Fotoreporterin im Namen des Fotoclubs mitlief, um Livelauffotos von der Strecke rund um die Steinsburg und am Sehmar einzufangen. Alle Trails starteten und endeten im Simson-Gewerbepark (meine Kamera startete dort aber nicht, sondern verendete gleich aufgrund unüberbrückbarer Akkukontaktlosigkeit). Ich bin dann noch mal kurzentschlossen nach Albrechts gefahren, um den Riesen- und Heldenläufern ein bisschen entgegenkommen und zu sehen, wie sie relativ nahe vor dem Ziel (bzw. Helden-Durchlauf) nach etwa 4,5 bis 7 Stunden Lauf (je nach Startzeit um 5, 6 oder 7 Uhr) die Strecke bewältigen (einige kannte ich ja schon vom Domberg am Morgen). Auf dem Rückweg vom Rennsteig (beim Schneekopf/Suhler Hütte) kam der Riesen-/Heldentrail über den Berg Bock nach Albrechts und schließlich wieder zum Simson-Gelände. Nach den „Tote Männern“ am Berg Bock (die gehörten aber nicht zum Lauf, sondern waren wahrscheinlich zwei Fuhrmänner, die 1682 an der Pest gestorben sind) gab es noch einen steilen, fiesen, ausgewaschenen Abstieg, an dem ich die Bergablauftechnik der Läufer beobachten konnte. Da sprangen einige ganz schön halsbrecherisch runter. Außer einigen „Frühstartern“ des Heldentrails (die morgens bei mir vor 7 Uhr schon durch waren) kamen mir einige schon ein bisschen bekannt vor. Im Nachhinein weiß ich, dass Ronald Speer und Roman Freitag zwischen „Frühstück und Gänsebraten“ ganz schön fix unterwegs waren.
Im Ziel
Ab etwa 13 Uhr war ich wieder im Simson-Gewerbepark, wo die Läufer am ersehnten Ziel reinkamen (die Schnellsten waren da schon durch). Beim Zieleinlauf konnte man tolle emotionale Porträts machen. Alle waren überglücklich, ihre Strecken geschafft zu haben und ihre Beine endlich mal stillhalten zu können. Die Holzplaketten der Medaillenfee waren Gold wert. Auch vom Rahmenprogramm und der Siegerehrung haben wir viele Fotos gemacht. Die Wichtelzwerge waren niedlich, die Grillzwerge eher nervig. Für die Siegerehrung wurde Frank Ullrich (erfolgreicher Biathlet und Trainer aus Trusetal) aufgeboten, der mit professioneller Freundlichkeit die Laternen (nicht die roten) und Urkunden an die Siegerfrauen und -männer brachte. Gewinner waren eigentlich alle Teilnehmer, aber die ersten Sieger waren: Heldinnen: Ramona Sonja Römer (Bad Salzungen, so eine Leistung hätte ich diesen Beinchen nicht zugetraut), Helden: David Mendelski (Uhlstädt-Kirchhasel), Riesinnen: Liv Nelson (Schweiz), Riesen: Benjamin Sperl (Friedrichroda/Kassel), Wichtelinnen: Eva-Maria Schmitt (Rannungen), Wichtel: Dominik Koch (Eisenach).
Fotoclub Kontrast Suhl
Die Fotoclubber waren großflächig über die Laufstrecken verteilt und haben den Läufern aufgelauert:
Andreas Kuhrt am Domberg, später am Gänserasen und Berg Bock bei Albrechts und im Simson-Park
Manuela Hahnebach in der Innenstadt zwischen Lauwetter und Marktplatz, später im Simson-Park und auf dem Wichteltrail
Tilo Böll am Dösselberg, ach nee, Bössel am Döllberg
Günter Giese am Rimbachbrunnen, später am Jüdischen Friedhof Heinrichs und im Simson-Park
Anorak Michael Oehlsen am Salzberg und Suhler Hütte
Uli Pfeufer am Schneekopf
Ute Zohles an der Struth und im Simson-Park
Lomo Manfred Hiersemann im Simson-Park
Das Ergebnis sind viele Fotos: www.flickr.com/… (bei Veröffentlichungen sollen die Fotografen als Urheber genannt werden).