Fotokalender im DIN-A3-Format (2-Wochen-Kalender) mit 30 Reisebildern aus Italien, Fotos von Andreas Kuhrt und Manuela Hahnebach. Eine Tour von Suhl übern Brenner nach Gargazon, Siena in der Toskana, Weindorf Montalcino, Abtei Sant‘ Antimo, Pian di Ballo beim Monte Amiata, Pozzuoli, Neapel, Vesuv, Ausgrabungsstätten Herculaneum, Pompeii und Cumae, Bomerano an der Amalfiküste, Lucca in der Toskana, Pisa, Torbole am Gardasee und zurück nach Suhl.
Im November 2025 haben wir uns kurzfristig entschieden, einen Kultur-, Landschafts- und Genussurlaub in Italien zu machen. Mit dem Auto haben wir uns schrittweise bis Neapel vorgearbeitet. Es gab keinen festen Reiseplan, nur das Ziel, bis nach Neapel zu kommen. Für eine Woche hatten wir eine Unterkunft im Agriturismo Masseria Sardo in Pozzuoli bei Neapel vorher gebucht, alle anderen haben wir uns vor Ort gesucht.
Unser erster Stopp war nach rund 630 km im Apfeldorf Gargazon im Etschtal/Südtirol zwischen Bozen und Meran. Dort konnten wir auf einem der wenigen Campingplätze, die in Italien in der Herbst/Wintersaison geöffnet sind, zelten. Auf dem Campingplatz Komodo waren wir aber die einzigen im Zelt, sonst gabs nur Campmobile oder Wohnwagen. Rings um die Orte im Etschtal gibt es ausgedehnte Apfelplantagen. Die Apfelbäume werden an Spalieren gezogen, auch im November wurde noch geerntet.
Bis wir bei Neapel sein wollten, waren noch ein paar Tage Zeit und die restliche Wegstrecke von rund 850 km wollten wir auch nicht in einem Ritt fahren. Deshalb haben wir einen interessanten Zwischenstopp in der Toskana gesucht. Wir waren schon in einem Vorort von Florenz (knapp 400 km weiter südlich), als wir dachten, dass es doch zu hektisch und nervig ist, dort eine Bleibe zu finden und durch die einbahnstraßige und meist gesperrte Innenstadt dorthin zu kommen. Deshalb haben wir uns entschlossen, noch 50 km weiter nach Siena zu fahren. Siena mit knapp 60000 Einwohnern ist sehr viel übersichtlicher als Florenz, ist aber auch sehr geschichtsträchtig. Die durch eine Stadtmauer geschützte mittelalterliche Kernstadt aus dem 12. bis 16. Jahrhundert mit etwa 1 km Durchmesser ist fast komplett erhalten. Unbedingt sehenswert ist die Piazza del Campo, der muschelartige Stadtplatz (im 14. Jh. an der Stelle eines antiken Theaters erbaut) mit dem gotischen Rathaus Palazzo publico. Vom 102 m hohen Rathausturm hat man einen tollen Rundblick auf Siena und Umgebung. Der schwarz-weiß-marmorgestreifte Dom von Siena aus dem 13. Jh. ist einer der bedeutendsten gotischen Bauten in Italien. Mit seiner überreichen figürlich-ornamentalen Ausschmückung ist er sehr eindrucksvoll, sowohl die Fassaden als auch der Innenraum der Kreuzbasilika. Geradezu abenteuerlich erscheint die geplante und 1339 begonnene Vergrößerung als Duomo nuovo, die aber wegen Geldmangel und statischer Probleme nicht gebaut werden konnte. Der jetzige schon ziemlich große Dom wäre in diesem Projekt als Querschiff eingebaut worden. Von diesem größenwahnsinnigen Bau wurde nur ein Seitenschiff und der östliche Fassadenturm errichtet. Im Seitenschiff ist heute das Dommuseum und auf dem Fassadenturm kann man eine Aussichtsplattform besteigen. Neben 5 anderen Kirchen in der Stadt ist die wuchtige Basilica di San Domenico aus dem 13. Jh. bedeutend, weil sie Reliquien der heiligen Katharina von Siena (1347-1380) aufbewahrt, Schutzpatronin von Italien und Europa (Kopf und Finger, was die Leute so alles aufheben). Ganz allgemein ist das mediterran-lebendige, aber auch beschauliche Flair in den mittelalterlichen Gassen mit vielen kleinen Geschäften und Restaurants sehr schön, für mich eine der schönsten Städte, die ich kenne. Ein kleiner Wermutstropfen ist die Autoverkehrs- + Parksituation: Autoverkehr ist im Innenstadtbereich nur für legitimierte Fahrzeuge zugelassen (das ist ja in Ordnung und entspannt den Verkehr in den oft engen Gassen). Aber andererseits sind Parkplätze am Innenstadtrand großräumig und ständig belegt und das vorhandene Parkhaus Santa Caterina an der Porta Fontebranda ziemlich teuer (2 €/h ohne Bewährung, über Nacht für 17 h = 34 €, Tagestarif 35 €, deshalb gibt es auch genügend freie Plätze).
Nach Siena wollten wir noch einen Tag Toskana erleben: Beim Weindorf Montalcino haben wir eine kleine Wanderung aus dem Tal durch Weinberge und Wald zum auf einem Bergplateau liegenden Ort gemacht. Montalcino ist ein kleiner mittelalterlich erhaltener Ort mit etwa 5500 Einwohnern und berühmt für den Rotwein Brunello di Montalcino aus besonderen Sangiovese-Trauben, sehr lecker und ziemlich teuer, Flaschenpreise über 20-30 € sind normal (kann aber auch mal bis 450 €/Flasche gehen), einer der weltbesten Rotweine. Vom Aussichtspunkt Montalcino Panoramico hat man einen schönen Blick auf den Ort und das toskanische Vorland. Unser nächstes Ziel war die 10 Straßenkilometer weiter südlich gelegene Abtei Sant‘ Antimo (www.antimo.it) bei Castelnuovo dell‘ Abate. Die romanische Klosterkirche aus dem 12. Jh. liegt einsam malerisch im Orcia-Tal inmitten einer Hügellandschaft mit Feldern, Weinbergen und Olivenhainen, ein total friedlicher, irgendwie erhabener Ort. Das frühere Benediktiner-Kloster soll schon Anfang des 9. Jh. von Karl dem Großen aus Dank für die Rettung vor der Pest gegründet worden sein, die karolingische Kapelle entspricht der heutigen Sakristei. 1118 wurde der Bau der jetzigen Klosterkirche begonnen, konnte aber nie ganz fertiggestellt werden, weil nach der Zeit der größten Macht im 10. bis 12. Jh. der Einfluss und Klosterbesitz durch die Machtansprüche Sienas sehr zurückgedrängt wurden. Schließlich wurde das Benediktiner-Kloster 1461 aufgehoben und der Bau verfiel, das Baumaterial wurde für den Ort Castelnuovo dell‘ Abate verwendet. Erst ab 1870 wurde die Kirche restauriert und 1979 wurde das Kloster von einigen Augustiner-Chorherren aus Frankreich wiederbesiedelt (CDs mit gregorianischen Gesängen der Regularkanoniker werden im Klosterladen angeboten). Nachdem wir unter Olivenbäumen noch ein kleines Klosterbier getrunken hatten, fanden wir eine Unterkunft im rund 20 km entfernten Podere (Bauernhof) Legnotorto in Pian die Ballo am Fuß des Monte Amiata (ein 1738 m hoher ruhender Vulkan). Der ökologische Bauernhof wird von einem jungen Paar mit Dario als Gastgeber betrieben, Katzen und Hühner laufen im Gelände frei umher, in einem kleinen Gehege suhlen sich ein Wild- und zwei tiefergelegte Hausschweine (das Wildschwein wurde als Frischling adoptiert).