Teneriffa El Hierro La Gomera 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10
Zurück nach Teneriffa
Nach 4 Wandertagen auf La Gomera mussten wir leider schon wieder zurück nach Hause. Auf der Autofahrt von La Calera zum Hafen San Sebastián de la Gomera über das Hochland haben wir noch kleine Fotostopps eingelegt. Zuerst beim städtischen Friedhof von Valle Gran Rey in El Retamal. Der prägnante Bau mit hohen rotbraunen Mauern in strenger Architektur liegt auffällig in einer Kurve der GM-1 im oberen Valle Gran Rey. Interessant ist das Gelände besonders durch den Baumbestand, darunter zwei große Drachenbäume nach dem Eingangstor, die sich miteinander verschlungen haben.
Unser nächster Halt war am Mirador El Palmarejo (Mirador César Manrique) gefühlt 20 Straßenwindungen weiter oben am Rand des Yorima-Plateaus über dem oberen Valle Gran Rey. An der Straße wundert man sich nur über eine ganze Reihe Parkplätze in dieser relativ öden Berglandschaft. Wenn man hingeht, wo alle hingehen (es war noch eine geführte Reisegruppe dort), kommt man zu einem kleinen botanischen Garten mit Palmen und paar halbrunden Steinhaufen mit einer Art futuristischer Antenne. Weit gefehlt: das ist ein Aussichtspunkt des bekannten Künstlers und Architekten César Manrique (aus Lanzarote, 1919-1992). Der hat auf den kanarischen Inseln viele besondere Miradores projektiert, gern mit Panorama-Restaurants an ziemlich ausgesetzten Felsen. Oft wurden die Bauten unauffällig (mit Natursteinverkleidung) in die bestehende Felslandschaft integriert. Der Mirador El Palmarejo wurde 1989 (vielleicht mit dem Straßenneubau) angelegt und mit Aussichtsterrasse und Restaurant an die fast senkrecht abfallenden Yorima-Steilwände geklebt. Der Ausblick über das ganze, etwa 5 km lange Valle Gran Rey vom oberen Talschluss bis zum Meer ist großartig, die Gaststätte leider geschlossen. Die vermeintliche Antenne ist ein Windspiel, die zu Manriques Spezialitäten gehörten.
Auf der Rückfahrt durchs Hochland kann man noch mal den Lorbeerwald sehen und die Schäden durch den Waldbrand von 2012. Man kommt am Roque Agando vorbei, der in Passatnebel gehüllt war. In der kurvigen Talfahrt nach San Sebastian gibt es entlang der kargen trockenen Barrancos noch ein paar nette Aussichtspunkte auf die Hafenstadt an der Südküste.
Dummerweise haben wir die geplante Fährrückfahrt und dadurch am Ende den Rückflug verpasst (aber einen Urlaubstag gewonnen). Jedenfalls waren wir noch nie so lange im Fährterminal von San Sebastian, haben uns eine Foto- und Steinkunstausstellung angesehen und das Hafentreiben beobachtet. Eine zweite Fährchance gabs mit Naviera Armas „Volcan de Taburiente“. Wenn man es nicht besonders eilig hat (mit der kleinen Hoffnung, den Flug noch zu erreichen), ist die traditionelle Fähre (seit 2006 in Dienst) mit den freien Decksplattformen eigentlich ganz schön. So aber kann man die etwa 15 Minuten längere Überfahrt nicht richtig genießen (im Vergleich zu Fred Olsens Wasserstrahlraumschiff „Benchijigua Express“). Egal, auch mit einem schnellen Taxi hat man während der Rushhour in Los Cristianos keine Chance, schnell zum nur knapp 20 km entfernten Flughafen Teneriffa Süd zu kommen. Glückimunglücklicherweise haben wir noch einen relativ preiswerten Rückflug am nächsten Tag und eine gute Unterkunft in der Nähe gefunden.
Los Abrigos
Etwa 3 km südwestlich vom Flughafen liegt an Teneriffas Südküste der Fischer- und Ferienort Los Abrigos. Dort waren wir im Appartment-Hotel „Isla de Oro“: ruhig, preiswert, viel Platz, ordentlich. Der innere Lichthof über 4 Etagen ist beachtlich, auf dem Dach gibt es eine große Sonnen- und Aussichtsterrasse. Das Hotel liegt in der zweiten Reihe hinterm Hafen in ruhiger Nebenstraße, bis zum kleinen Hafenbecken sind es nur gut 100 m Fußweg. Der kleine Fischerhafen an der Calle la Marina ist die Flaniermeile des Ortes. Im durch die Mole geschützten Becken dümpeln ein paar Fischerboote an den „Parkplätzen“, Dinghis liegen am Kai, Netze sind zum Trocknen ausgebreitet, Krabben verstecken sich im Gestein. Direkt am Hafen gibt es einen Fischladen Lonja Pesquera, in dem der frische Fang verkauft wird, Zubereitungstipps der Verkäuferin sind gratis. Die Restaurants der Hafenpromenade sind bekannt für beste, frische Fischgerichte. Im „Perlas del Mar“ oder „Restaurante los Abrigos“ kann man auf der Terrasse am Hafenbecken sitzen und sich seinen (in der Kühltheke selbst ausgesuchten) Fisch des Tage schmecken lassen. Es gibt ein paar Hotels, einige Einkaufsläden und eine kleine Kirche Iglesia de San Blas. Direkt neben der Kirche zum Hafen hat man offenbar versucht, ein „schickes“ Hotel hochzuziehen. Der halbfertige Betonrohbau fungiert unterdessen als dreistöckiger Bootsschuppen. Ein Tipp ist die Cafeteria/Pizzeria „Note die Caffé“: gutes Angebot, freundlicher Service und authentische Atmosphäre. Los Abrigos ist ein kleiner, ruhiger Küstenort in der typischen spanischen modern-rechtwinkligen Betonbauweise. In der zerklüfteten Lavaküste oder den Barrancomündungen der Umgebung gibts einige kieselsteinige Badestellen. Im Vergleich zu den benachbarten künstlichen Touristenburgen El Guincho/Golf del Sur mit wirklich krassen Hotelkomplexen ist Los Abrigos wohltuend normal.
Die südliche Küstenebene von Teneriffa bei Los Abrigos ist landschaftlich eher unspektakulär: eine flache trockene vulkanische Lava- und Aschelandschaft. Kaum zu glauben, dass sich nur knapp 30 km nördlich der höchste Berg Spaniens, der 3718 m hohe Vulkan Teide erhebt. Vom kleinen Aussichtspunkt Mirador Simon y Marco an der Avenida Maritima in Los Abrigos hatten wir „nur“ eine schöne Sicht auf den Sonnenaufgang über dem Meer neben der Montaña Roja (ein auffälliger roter Vulkanasche-Kegel bei La Tejita etwa 4 km weiter östlich). In der zerklüfteten Lavaküste nebenan gibt es kleine natürliche Badebuchten (Piscinas Naturales), die ganz idyllisch sind, wenn man auf Sandstrand, Liegestühle und eine Strandbar verzichten kann. Nach einem letzten Bad im glasklaren Meer gings mit dem Taxi das kurze Stück zum Flughafen Reina Sofia (7,5 Straßenkilometer) und auf den letzten Drücker mit dem Flugzeug zurück nach Nürnberg und schließlich nach Suhl: wir waren wieder im Thüringer November angekommen.