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Auf dem Camino la Mérica von La Calera nach Arure und irgendwie zurück
Aller Anfang ist steil: knackiger Anstieg von La Calera auf die Hochfläche La Mérica
Der Wanderweg Camino la Mérica (Weg nach Mexiko?) ist einer der bekanntesten im Valle Gran Rey. Er beginnt in La Calera im Ortsteil El Picacho (Die Bergspitze) und führt über die Hochebene La Mérica zum Dorf Arure am Rand des zentralen Hochlands La Gomeras. Zuerst geht’s paar Treppen im Barranco aufwärts, dann nach links auf einen gepflasterten (und gepfefferten) Serpentinenweg. Über die vulkanisch-geröllige Bergflanke steigt man während der nächsten 2 km in ständigem Zick-Zack etwa 550 Höhenmeter zur Mérica-Hochfläche auf (bei direkter Sonneneinstrahlung sicher kein Spaß, sonst geht’s so). Der alte Verbindungsweg durch die Cañada del Picacho (Picacho-Schlucht) ist teilweise aufwändig grob gepflastert (ich sag nur geometrische Wegebaukunst – fast 30 Jahre alter Insidergag für 3 Leute) und ein bisschen widerborstig zu den Wanderschuhen. Mit zunehmender Höhe gewinnt man immer mehr Überblick über das Valle Gran Rey bis zum Talschluss valle alta (in rund 5 km Entfernung), zum etwa 1,5 km gegenüber liegenden „Ufer“ Montaña de Guerguenche/Las Pilas (Die Pfeiler/Säulen, 641 m) und bei jeder Westwende zur Küstenebene des Valle mit den Orten Borballán, La Puntilla und Vueltas (La Playa ist von hier aus etwas versteckt). Das lenkt Fotointeressierte wie uns ganz schön vom Anstieg ab. Das steilste Wegstück unterhalb senkrechter Felswände mit interessanten Basaltsäulen nennt man auch liebe- bzw. eher qualvoll Quiebra Canillas: so was wie Beinbruch oder Kniebreche (gibts auch in Thüringen). Danach erreicht man die sanfter geneigte Mérica-Hochfläche bei etwa 650 m. Unterwegs führen einige Pfade nach links zu einem etwa 300 m entfernten Aussichtspunkt von den steil abfallenden Felswänden Risco de Mérica zur Atlantikküste mit Blick nach La Playa und zum bekannten Strand Playa del Ingles (für FKK-Beobachtung nicht so geeignet, da rund 750 m entfernt). Beim Blick zum gegenüber liegenden Höhenzug Las Pilas, der ähnliche Lavaschichten wie unsere Seite aufweist, staune ich, wie dieses 500 m tiefe Barranco des Valle Gran Rey nur durch Erosion ausgeräumt werden konnte (so wie die vielen anderen strahlenförmig vom Hochland herunterziehenden tiefen Schluchten Gomeras). OK, ein paar Millionen Jahre Wetter, Wind und Wasser können schon was bewegen, das sieht man auch an dem großen Schuttkegel unterhalb Las Pilas. Aber wo ist das alles hin? Das bisschen angeschwemmte Küstenebene da unten?
La Mérica: Hochplateau mit Geschichte und Ausblick
Jedenfalls wird der Weg ab der Hochfläche leichter. Oben kommt nach Osten das zentrale Hochland von Gomera bis zum höchsten Berg Alto de Garajonay (1482 m) ins Blickfeld. Dominiert wird die Aussicht aber durch den markantesten Berg Gomeras, die Fortaleza (de Chipude, 1241 m), der unsere Mérica-Wanderung ab jetzt als Landmarke begleitet. Der Weg steigt am rechten Rand der Hochfläche (zum Valle Gran Rey) weiter leicht an (bis auf etwa 800 m). Die ganze Hochebene ist auf ihrer Fläche von etwa 800 x 300 m durch kleine Trockensteinmauern für den hier ursprünglich betriebenen Getreideanbau terrassiert (was für ein gigantischer Aufwand), liegt aber schon lange brach, so dass vor allem Tabaiba und andere Trockenbüsche wachsen. Etwa bei der Mitte des Weges kommt man an eine immer mehr verfallende Hausruine: die Casa de la Mérica. Das einsame Gehöft war bestimmt das Haus der hier wirtschaftenden Bauernfamilie. Es ist/war ein etwa 15 m langes Haus (vielleicht in Wohnhaus und Stall geteilt) in traditioneller Bauweise aus geschichtetem Lavagestein mit einer einfachen Holzstreben-Dachkonstruktion mit Ziegeln. Dach und teilweise Wände sind eingefallen, Tür, Fenster und Innenausstattung sind weg (außer eine erhöhte Abgrenzung im Innern: vielleicht ein Schlafpodest?). Die verputzten Wände sind mit den magischen Runen vorbeikommender Jungtouristen übersät: z.B. Carlos H. 92, W. Birkner (den kenn ich doch…), Constanze & Tibor, Puppi oder Ingo 2000. Die ältesten Steinzeitritzungen sind Mitte der 1980er datiert, so dass das Haus (und Land) mindestens vor 35 Jahren verlassen wurde. Zum offenen Freilichtmuseum La Mérica gehört auch noch ein gut erhaltener Dreschplatz: ein gepflasterter, kreisrunder mit einer Steinmauer begrenzter Platz, auf dem (vor Erfindung der Mähdrescher) Runden laufende Rinder das Korn aus der Getreideernte getrampelt haben. Und eine Zisterne war auf dieser wasserlosen Hochfläche natürlich auch überlebensnotwendig. Dauernder Wassermangel, Einsamkeit, geringe Erträge, lange beschwerliche Transportwege, keine Kneipe und kein Fernseher waren sicher genug Gründe, um hier oben die Flinte ins dürre Korn zu werfen.
Etwas weiter auf der Hochfläche, wo sie zum Mérica-Gipfel hin schmaler wird, gibt es ein paar weitere historische Haus- und Rundbauruinen. Das sind die Reste der Häuser und Öfen einer ehemaligen Kalkbrennerei (diese Gegend fällt auch durch eine helle Färbung durch Kalkstein, -verarbeitung und -transport auf). Die hier gefundenen Kalksteine (Caliche) wurden zu verwertbarem Kalk gebrannt, der als Zuschlagstoff für Mörtel und Putz beim Hausbau gebraucht wurde. Der letzte Kalkbrenner hier oben war Nikasio Mesa Morales (aus Vallehermoso) Anfang des 20. Jh. Der Kalk wurde dann über den Camino la Mérica (samt "Kniebreche") nach La Calera (das bedeutet Kalkbruch/Kalkofen) runtergetragen. (Info: www.egomera.de/..., wer Interesse an historischen oder auch mal aktuellen Informationen über La Gomera hat, ist bei www.egomera.de (Gomera - Insel im Netz) richtig, u.a. bei hervorragend recherchierten Forum-Beiträgen von Buba.)
Am nördlichen Ende der Hochfläche bildet eine Felsengruppe den Mérica-Gipfel (850 m), scheinbar die härteren Reste eines alten Vulkanschlotes. In der „unteren Etage“ gibts zwei Höhlen (Lavablasen): Cueva de Terejigüete, die von frei laufenden Ziegen und Wanderern gern als Unterstand genommen werden, sicher auch schon von altkanarischen Gomeros genutzt. Auf dem Gipfel wurde ein geodätischer Punkt als Betonsäule montiert (das analoge GPS des vorigen Jahrhunderts). Die Aussicht über den westlichen Teil La Gomeras reicht über das Valle Gran Rey zum zentralen Hochland mit dem Gipfel Alto de Garajonay (1482 m) über den Tafelberg Fortaleza de Chipude (Argoday, 1241 m) bis zum Calvario (805 m) bei Alajeró. Übers Meer sind die Nachbarinseln El Hierro und La Palma (im Südwesten und Nordwesten jeweils etwa 60 km entfernt) zu sehen.
Nach der Mérica-Hochfläche ändert sich die Landschaft: der Weg führt nun als teilweise aufwändig gepflasterter Steig an Steilhängen zu tief eingeschnittenen Barrancos entlang. Wo der Weg dem Abgrund nahe kommt, gibt es ungebremste Tiefblicke in eine rund 400 m tief eingeschnittene Nebenschlucht des Barranco de Arure und ins Valle Gran Rey, in das sie beide münden. Die wüsten Erosionsterrassen der abstürzenden Lavawände erinnern an das Grand Canyon. An den spärlich bewachsenen Geröllflächen versuchen Pinien Fuß (bzw. Wurzel) zu fassen, vielleicht als Aufforstung gegen weitere Erosion. Im Kontrast dazu steht das Valle Gran Rey mit seinem üppig grünen Talgrund mit Zuckerrohr, Palmenhainen und Terrassenfeldern. Weiter kommt man durch eine Vulkanlandschaft mit auffällig roten und gelben Tuffsteinablagerungen (vielleicht Ergebnis von phraetomagmatischen Explosionen, wie wir auf El Hierro gelernt haben: Magma + Wasser = Explosion = gelbe Asche). Auf diesem Wegabschnitt bis Arure gibt es auch viele Ziegen, die lieber frei umherlaufen als zu Hause zu bleiben. Vor allzu großer Hitze verdrücken sie sich auch gern in die vorhandenen Lavahöhlen, wie die Cueva de la Cabras (Ziegenhöhle) in einem auffällig roten Felsband (Picorosa: rosa Nase).
Etwa 1,5 km vor Arure gibts noch ein touristisches Lowlight: Beim Blick auf die Karte hatte ich mich immer gewundert, dass von Arure ein Fahrweg bis an ein Barranco zur Küste führt und dort abrupt endet. Vor Ort (aber auch auf Maps) ist die Erklärung zu sehen: es ist einfach eine Müllkippe. Die Orte auf La Gomera (und sicher auch auf den anderen kanarischen Inseln) hatten in der Vergangenheit keine Möglichkeit, Müll irgendwie fachgerecht zu entsorgen. Jede Gemeinde kippte den Abfall einfach in ein naheliegendes Barranco, das nicht so wichtig war, wo er der Schwerkraft folgend am Besten ganz weit weg verschwand (bei uns heißen diese Barrancos Deponie und werden gerne mit Solarkollektoren getarnt oder früher auch Schuttplatz, der bei offener thermischer Behandlung - wie der Fachmann sagt - mörderisch gestunken hat). An einem idyllischen Hauptwanderweg macht sich das natürlich nicht so gut, weswegen die Barrancodeponie seit 2007 nicht mehr beschickt wird. Ob's inzwischen eine organisierte Müllentsorgung gibt, weiß ich nicht.
Kurz vor Arure wird der Felsrücken, auf dem der Weg verläuft, ganz schön schmal: rechts geht es in Barranco de Arure abwärts, links stürzen die Felswände ins Barranco de Taguluche zur Westküste Gomeras. Etwa 500 m tiefer liegt in dem fruchtbaren (wasserversorgten) Tal mit über 5000 Palmen der kleine, abgeschiedene ruhige Ort Taguluche nahe der Küste. Der Ort war früher ein Zentrum des Tomatenanbaus (als sich das noch lohnte), die von einem Pier an der Steilküste nach England verschifft wurden, denn eine Straße zu anderen Orten gab es nicht, nur halsbrecherische Caminos. Jetzt gibt es zwar keine besonders lukrative Landwirtschaft mehr, aber dafür (noch nicht so lange) eine Straße, auf der man zu den etwa 1 km von Arure entfernten Häusern ungefähr 18 km fahren muss. Einen grandiosen Überblick über das Taguluche-Tal hat man vom Mirador Ermita del Santo an der östlich begrenzenden Steilwand Lomo del Carretón (Naturmonument) in Arure (durch eine Bresche in dieser Wand unter dem Aquädukt eines alten Wasserkanals durch). Im Gegensatz zur Kapelle Ermita del Santo, die sich ganz klein unter die senkrechten Felsen duckt, scheinen mir die geschwungenen Aussichtsterrassen (à la Manrique) samt einer Restaurantfestung im Untergeschoss aber ganz schön überdimensioniert.
Arure
Das Dorf Arure (ca. 300 Einwohner) liegt unmittelbar oberhalb des tief eingeschnittenen Barrancos de Arure in den Ausläufern des zentralen Hochlands von Gomera auf etwas über 800 m Höhe. Bis zum Lorbeerwald im Nationalpark Garajonay sind es ungefähr 1,5 km (östlich bergaufwärts). Die Häuser reihen sich entlang der Hauptstraße GM-1/Calle Arure auf, der einzigen Zufahrt zum Valle Gran Rey. Als eine der ältesten Siedlungen Gomeras war Arure Residenz des altkanarischen Königs dieser Region (aruri: Königshaus/Herrschersitz) und von 1812 bis 1950 Verwaltungssitz des Gemeindebezirks Arure (dann Valle Gran Rey). Mit etwas Wasser von Bächen und kleinen Stauseen wird auf einigen Terrassenfeldern und Gärten Kartoffeln, Gemüse, Obst und Wein angebaut. Neben einigen erhaltenen renovierten kanarischen Häusern und welchen, die dem Verfall preisgegeben werden, dominiert der allgegenwärtige neospanische Betonstil (ich will ja nicht meckern, aber es scheint auf den kanarischen Inseln oft eine ignorante Einstellung zu geben, alte Häuser einfach verfallen zu lassen und lieber daneben „chic“ neu zu bauen, wahrscheinlich ist man sich oft des Wertes historischer Bausubstanz einfach nicht bewusst und findet die alten Häuser nur primitiv). Das „erste Haus am Platz“ heißt „Arure Plaza“ (mit einigen Apartamentos), sonst gibts noch ein paar Ferienwohnungen, 2 Restaurants, eine Weinhandlung, einen Laden, Autowerkstatt, Erste-Hilfe-Station und die Kirche Parroquia Nuestra Señora de la Salud (Pfarrkirche Unserer Lieben Frau der Gesundheit). Den Zweckbau des Restaurants „Casa Conchita“ im Betonherzen Arures an der Hauptstraße fand ich eigentlich nicht so berauschend, aber die Bewirtung war sehr freundlich und das Essen echt lecker.
Im schlichten 1970er-Jahre Betongewand verbirgt sich eine Institution traditioneller gomerischer Küche: 1948 von José Trujillo und Margarita Jara gegründet, wurde das Restaurant seit 1970 von der 18jährigen Tochter Conchita Trujillo Jara als ihre Existenz weiter betrieben (nachdem die Eltern nach Venezuela ausgewandert waren). Die immer freundliche und von alten gomerischen Rezepten begeisterte Conchita wurde selbst zur Institution des Ortes Arure und ihr Restaurant zu einer der besten Adressen auf Gomera. Inzwischen ist der bekannte Koch Fabián Mora Chinea der Küchenchef, der die traditionelle gomerische Küche weiterführt und natürlich ein bisschen nach eigenem Geschmack interpretiert. Es gab: conejo con salsa (Kaninchen mit Soße, Standardgericht, aber gut), Mango-Ziegenkäse-Salat mit Palmhonig (für uns außergewöhnlich, Manu schwärmte noch eine Weile davon) und Leche asada auch mit Palmhonig (gebackene Milch, klassischer gomerischer Nachtisch, sehr lecker).
Parroquia Nuestra Señora de la Salud
Mittlerweile war es kurz vor 6 und vom Rückweg hatten wir noch keine Ahnung (jedenfalls wollten wir nicht über La Mérica zurück). Deshalb gingen wir erst mal durch das grüne Barranco de Arure (im Ort ist es nur noch eine kleine Talsenke) zur Kirche Parroquia Nuestra Señora de la Salud (Pfarrkirche Unsere Liebe Frau der Gesundheit, Nothelferin gegen die Pest), die uns schon bei der Herfahrt besonders geschmückt und gut besucht aufgefallen ist. Die Kirche ist ein typisch schlichter, weißgekalkter kanarischer Hallenbau aus Lavagestein aus dem Jahr 1515 (später erweitert). Wenn man bedenkt, dass diese gegen die spanische Eroberung widerständische Gegend erst nach 1488 (Aufstand der gomerischen Ureinwohner, Ermordung von Hernan de Peraza) unter spanische Kontrolle geriet, haben die neuen Herren ganz schön schnell ihre katholischen Zeichen gesetzt. Die Kirche mit dem relativ großen gepflasterten Vorplatz sah im Wimpel- und Blumenschmuck sehr schön aus. Es war das Fest Bajada de Nuestra Señora Virgen de Guadalupe: die Schutzheilige von Gomera: Jungfrau von Guadalupe. 2018 war wieder ein Guadalupe-Bajada-Jahr und am Wochenende 10./11. November war sie in Arure zu Gast.
Die Jungfrau von Guadalupe ist eigentlich eine populäre Marienerscheinung aus dem 16. Jahrhundert in Guadalupe, einem Ort bei Tenochtitlán (heute Mexiko-Stadt). Ich fasse die Geschichte mal kurz nach meiner Meinung zusammen: Es geht der Legende nach um eine Marienerscheinung des Indios Juan Diego Cuauhtlatoatzin im Jahr 1531 auf dem den Azteken heiligen Berg Tepeyak (auf dem Tonantzin, die Göttin des Getreides verehrt wurde). Den marienhimmlischen Auftrag, eine Kapelle für sie auf dem Berg bauen zu lassen, lehnte der örtliche Bischof Juan de Zumárraga (seit 1528 als Protector de los Indios für die Bekehrung in Mexiko zuständig, später wurde er auch 1. Apostolischer Inquisitor) zuerst ab (weil die katholischen Missionare ja bekanntermaßen mit dem Kirchenbau auf andersgläubigem Grund immer recht vorsichtig sind), ließ sich dann aber durch ein Rosenwunder inklusive Marienabbildung doch noch überzeugen: ja, wenn sie es unbedingt wollen. Nachdem das Gnadenbild der Jungfrau von Guadalupe noch ein paar Indioreminiszenzen aufwies, konnte man den bisher kritischen Eingeborenen den katholischen Glauben richtig schmackhaft machen und damit die spanische Herrschaft zementieren. So geh'n gute Geschichten aus. Inzwischen ist die Guadalupe-Jungfrau auch zur Schutzheiligen von ganz Mexiko, ganz Lateinamerika, ganz Amerika, der Extremadura, der Philippinen, der Indigenen, der Ungeborenen und eben La Gomeras ernannt worden - ganz schön viele Schutzaufgaben. Die 1974-76 gebaute Nueva Basílica de Nuestra Señora de Guadalupe in Mexiko-Stadt ist mit einem Fassungsvermögen von 40.000 Menschen eine der größten Kirchen und der meistbesuchte Pilgerort der Welt. Ihre gomerische Heimkapelle Ermita de Nuestra Señora de Guadalupe auf dem Kap Punta Llana etwa 4 km nördlich von San Sebastián ist da etwas bescheidener. Alle 5 Jahre gibt es die Prozession Bajada de Virgen de Guadalupe, bei der das Heiligenbild zuerst in einer (auf den Kanaren einmaligen) Schiffsprozession nach San Sebastián und dann durch alle Gemeinden der Insel zieht, wo sie mit Festen und Messen begrüßt wird.
Camino de Yorima
Gleich vorweg: den Camino de Yorima gibt so gar nicht, ich hab den unbenannten Weg nur nach dem Bergrücken, über den er verläuft, so getauft. Von der Kirche in Arure mussten wir irgendeinen (möglichst einfachen und schnellen) Rückweg nach La Calera finden, denn inzwischen war es 6 Uhr abends durch und wir waren erst am Umkehrpunkt unserer Wanderung. Wir entschieden uns, einen Pfad in der Nähe der Zufahrtsstraße GM-1 ins Valle Gran Rey zu nehmen (bei Dunkelheit könnte man dann notfalls auf diese Straße ausweichen). Der Weg beginnt (ohne Hinweis) an einer Treppe links neben dem Restaurant „El Jape“ etwas außerhalb von Arure an der Valle-Gran-Rey-Straße. Von dort führt er gut sichtbar durch „Buschland“ über den Bergrücken Yorima oberhalb der Straße GM-1 nach Süden. Zuerst steigt man von 790 m auf dem Bergrücken bis auf 860 m leicht an (höchster Punkt oberhalb des oberen Straßentunnels) und kommt durch vulkanische Gerölllandschaft mit Trockenbüschen, Tabaiba, Kakteen und Agaven, immer mit Blick auf die Fortaleza auf dem gegenüberliegenden Hochland bei Chipude/Pavón. Danach geht es nur noch abwärts. Der anscheinend alte Verbindungsweg ins obere Valle Gran Rey ist oft mit Steinreihen eingefasst, manchmal mit Steinplatten oder Treppen befestigt. Im Zuge des Ausbaus der Valle-Gran-Rey-Straße mit Tunneln wurde der Weg beräumt und manchmal ausgebessert. Mehrmals quert man die langgezogenen Straßen-Serpentinen als Abkürzungsweg bis man nach etwa 3 km (ab „El Jape“) am Portal des unteren Straßentunnels Túnel de Yorima ankommt. Ab hier sind wir der alten stillgelegten Straße gefolgt, die um die Yorima-Bergflanke herumführt. Nach etwa 300 m gibt es an der Bergkante zwar einen Steig, der direkt runter ins Valle Gran Rey nach Los Granados führt, den wir aber wegen der einbrechenden Dunkelheit nicht hinabstürzen wollten. Stattdessen sind wir die alte Straße weitergegangen und konnten unter den senkrechten Felswänden der südlichen Yorima-Abbrüche sehen, warum diese Straße zu Recht gesperrt wurde: überall lagen kleinere bis metergroße abgestürzte Felsbrocken umher, die auch einen Teil des Straßenrandes samt Leitplanken niedergewalzt hatten. Wenn da oben was abgeht, gibt’s hier unten was auf die Mütze. Besonders unheimlich war es in den herausgesprengten Durchstichen, aus dem es im Falle eines (Stein-)Falles kein schnelles Entrinnen gibt. Also, bloß weg hier (von Aussicht ins Valle Gran Rey genießen konnte keine Rede sein, es war sowieso schon ziemlich dunkel). Nach 1,2 km Risiko-Wandern kommt man am unteren Tunnelportal wieder auf die Hauptstraße, auf der man nach 750 m die Iglesia de San Antonio de Padua als ersten Vorposten des Valle Gran Rey in Retamal erreicht (toller Aussichtspunkt ins Valle, aber nicht für uns). Wegen der Dunkelheit sind wir ab jetzt fast immer der Hauptstraße gefolgt, außer in Retamal an der Abkürzung Calle la Rinconada: da wurden wir praktisch im Vorbeigehen Zeugen des Fußballtores um 19:50 Uhr. Nach weiteren 3,5 km auf der Straße nach La Calera erreichten wir „unsere“ Casa „Buena Vista“ über die letzten 100 Treppenstufen des Camino Picacho (die dies mal besonders steil waren). Dafür schien uns die Casa aber heute auch besonders gemütlich, so dass wir keinen Schritt mehr raus setzten. Insgesamt stehen für diesen Rundweg nur 17,6 km auf dem Outdooractive-Tacho, aber 1300 m hoch und runter in den gomerischen Bergen machen doch eine anspruchsvolle Tour draus.