Teneriffa El Hierro La Gomera 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10
2018 hatten wir uns eigentlich einen Wanderurlaub auf der Kanareninsel La Gomera vorgenommen, wo wir vor 26 Jahren schon mal eine Wanderrundtour gemacht hatten. Damals hatten wir auch „einheimische“ Deutsche gefragt, ob sich ein Besuch auf El Hierro lohnen würde. Die Antwort war: „Was wollt ihr denn da? Da gibt’s doch nur den einen Baum!“ (der „El Sabinar“ von den Postkarten). Weil uns aber einige Freunde von der vielfältigen Schönheit und Ruhe der kleinsten Kanareninsel vorgeschwärmt hatten, wollten wir nun außerdem auch noch nach El Hierro – eine Woche dort und eine da, wie man das so macht als unentschlossener Tourist.
Für Wanderer und Naturliebhaber lohnt es sich unbedingt, El Hierro zu erkunden. Erlebnistouristen sollten einen Bogen drum rum machen, denn Strände, Nachtleben und Highlife gibts nicht. Eine Kombi von La Gomera und El Hierro zu planen, ist eine logistische Herausforderung. Die Schiffs- oder Flugverbindungen funktionieren nur über Teneriffa und der Regionalflughafen Aeropuerto de Tenerife Norte bei La Laguna im Inselnorden ist auch noch eine Autostunde (bei verkehrstechnischen Idealbedingungen) vom internationalen Aeropuerto Reina Sofia in Südteneriffa entfernt. Dagegen ist die günstigste Verbindung nach La Gomera die Fähre, die noch etwas weiter im Südwesten in Los Cristianos abgeht. Es gibt jede Menge Transporte, Flüge, Fähren, Bus, Taxis oder Mietwagen sowie Unterkünfte auf den drei Inseln zu organisieren. El Hierro bietet außerdem auch genug Potenzial für mehrwöchige Erkundungen.
Zwischenstopp in Teneriffa
Unsere Ankunft auf Teneriffa am internationalen Süd-Flughafen Reina Sofía (benannt nach der Frau des spanischen Königs Juan Carlos I. Königin Sofía de Grecia: Sophia von Schleswig-Holstein-Sonderburg-Glücksburg aus Griechenland, vertrackte Adelswelt) war so, dass man nicht gleich weiter nach El Hierro konnte. Wir wollten in der stürmischen Herbstzeit im November die 4-Stunden-Fährüberfahrt (ca. 130 km) vermeiden und stattdessen lieber in 40 Minuten rüberfliegen. Das geht nur vom Regionalflughafen Tenerife Norte. Dafür brauchten wir wenigstens eine Zwischenübernachtung auf Teneriffa in La Laguna.
La Laguna: die alte Hauptstadt von Teneriffa
Die historische Stadt La Laguna hat aber auch ihren Reiz: San Cristóbal de La Laguna ist die alte Hauptstadt von Teneriffa, im Inselnorden-Inneren auf ca. 550 m Höhe gelegen.
Sie wurde 1499 vom spanischen Eroberer Alonso Fernández de Lugo (aus Andalusien) an der Stelle eines von den Guanchen (Urbevölkerung Teneriffas) als heilig verehrten Sees gegründet (daher Laguna, obwohl es keinen See mehr gibt), nachdem diese sich ergeben hatten und hier getauft wurden (sagt die spanische Geschichtsschreibung). Der spanischen Eroberung der Insel Teneriffa im Auftrag Isabellas, der Königin von Kastilien, gingen drei Schlachten gegen die widerständischen nördlichen Guanchen voraus: Nach einer verheerenden Niederlage der kastilischen Truppen unter dem Kommando de Lugos 1494 in der Schlacht im Barranco Acentejo (bei der von 1650 Infanteristen und Reitern etwa 1300 Soldaten getötet wurden), kam de Lugo 1495 wieder mit einem 1500 starken Eroberungsheer nach Teneriffa: In zwei Schlachten im November 1495 auf der Ebene von Aguere (beim heutigen La Laguna) und im Dezember bei Acentejo wurden vermutlich etwa 2000 Guanchen niedergemetzelt (gegenüber 45 toten spanischen Soldaten). Alonso Fernandez de Lugo begründete dann bei seinem Feldlager bei Aguere San Cristóbal de den Ort La Laguna mit einer Kapelle am Platz der heutigen Kirche Nuestra Señora de la Immaculada Concepción. Im 16. Jh. wurde der heutige Stadtkern angelegt. 1514 wurde La Laguna als Stadt ernannt und faktisch die Hauptstadt Teneriffas. Ende 17./Anfang 18. Jh. liefen La Orotava im Norden und Santa Cruz im Süden La Laguna den Rang ab, im 19. Jh. wurde der ehemalige Hafen von La Laguna Santa Cruz zur Hauptstadt von Teneriffa.
Danach wurde La Laguna eine etwas abgehängte Hochschul- und Provinzstadt mit etwa 150 000 Einwohnern, die eine interessante Altstadt aus dem 16./17. Jh. hat. Wir hatten leider nur 2 Stunden Zeit, uns die spanisch-kanarische Architektur anzusehen: die Iglesia de la Inmaculada Concepción de la Virgen María (von 1497, 1558 in heutiger Form gebaut, große Wunder brauchen lange Namen: Kirche der Unbefleckten Empfängnis der Jungfrau Maria), einige historische Straßenzüge (die als UNESCO-Welterbe seit 1999 – 500. Jahrestag der Gründung – zunehmend renoviert werden) und die Bar „Benidorm“ (von 1957, zu deren Besuch es leider nicht mehr gereicht hatte). Auffällig waren auch Streetart-Wandmalerein, die vielleicht auf das Selbstverständnis als Kunst- und Kulturstadt Teneriffas verweisen. Hervorzuheben ist auch noch unsere Übernachtung in der Casa Lagunera, einer ganz kleinen Pension (mit 2 Zimmern) im ruhigen Stadtteil El Coromoto (nahe des Flughafens, aber auch nicht weit vom Stadtzentrum). Die Doppelbettzimmer sind echt ziemlich klein, mit Kücheneinrichtung neben dem Bett und Bad übern Flur (bei unserem Zimmer), aber ausgesprochen ordentlich, sauber und schallisoliert. Und der junge Betreiber Josh, der Ingenieurwissenschaft und Astrophysik studierte und auch noch einen Hauptjob hat, war echt freundlich und hilfsbereit, hat uns im Dunkeln aufgesammelt (weil wir das kleine Haus nicht gefunden haben), viele Tipps gegeben und uns am nächsten Tag zum Flughafen gefahren.
Nach El Hierro
Unseren Flug mit Binter Canarias nach El Hierro hatten wir schon online gebucht und der Check-in nur mit Ausweis funktioniert innerhalb von Minuten. Binter fliegt mit Turboprop-Regionalflugzeugen zwischen den kanarischen Inseln, dem spanischen Festland und Nordafrika. Der Flug von Tenerife Norte nach El Hierro führt an Teneriffas Nordküste am Teide vorbei über La Gomera, ist etwa 200 km lang und dauert 40 Minuten. Der Aeropuerto de los Cangrejos (Krabben-Flughafen) liegt am nordöstlichen Zipfel El Hierros in einer Vulkanebene am Atlantik (1972 fertiggestellt, nicht der Atlantik, sondern der Flughafen). An der Flughafen-Information bekommt man eine Straßenkarte und die Wanderkarte „Red de Senderos“ von El Hierro, die als Übersicht für die 15 meist gut markierten Wanderwege ausreichend ist. Obwohl die Insel ziemlich klein und übersichtlich erscheint, benutzt man vorteilhaft ein Mietauto, denn die einzelnen Orte und interessanten Punkte sind abgelegen, das Inland bergig (bis 1500 m hoch) und teilweise unerschlossen, die Wege/Straßen entsprechend weitläufig, kurvig und die Busverbindungen rar.
El Hierro ist die westlichste und "jüngste" (ca. 1,2 Mio. Jahre) der kanarischen Inseln und liegt etwa 450 km westlich der nordafrikanischen Küste in Westsahara. Große Gebiete sind unwirtliche Lava- und Erosionslandschaften (Malpaís). Von Nordost nach Südwest zieht sich ein gebogener Hauptkamm Cumbre von etwa 1000 m Höhe über die Insel (der höchste Punkt ist der Pico Malpaso mit 1501 m). Ursprünglich entstand El Hierro als unterseeischer Vulkan in etwa 3000 m Meerestiefe. Über einem Hotspot mit Y-förmigen Austrittsgräben bauten vulkanisch aktive Phasen die Insel bis zum etwa 2000 m hohen Golfo-Schildvulkan vor etwa 180 000 Jahren auf (über der Meeresoberfläche erhebt sich also nur das obere Drittel dieses vulkanischen Gebildes). Diese Vulkane kollabierten unter ihrer eigenen Last. In mehreren katastrophalen Bergstürzen bildeten sich die Steilhänge im Südwesten zum Mar de las Calmas (am Vulkan El Julan vor etwa 160 000 Jahren), im Südosten nach Las Playas und noch viel größer im Norden, wo die Flanken des 2000 m hohen Golfo-Vulkans ins Meer abrutschten (vor 130 000 und 15 000 Jahren, die Schuttfächer breiten sich bis 65 km vor der Küste bis zum Meeresboden in 3200 m Tiefe aus). Die steilen sichelförmigen Abrisskanten und flachen Schüttebenen sind Ergebnisse dieser Bergstürze. Das Tal El Golfo öffnet sich vom 1000 bis zu 1500 m hohen Hochlandgrat wie ein riesiges Amphitheater mit etwa 15 km Breite und 5 km Tiefe nach Nordwesten zum Atlantik. (Mehr Informationen: www.rainer-olzem.de/...)
In der Antike galt El Hierro als das Ende der Welt, auf das westliche Inselende Punta de Orchilla wurde im Jahr 150 vom griechischen Geographen Claudius Ptolemäus der Nullmeridian festgelegt (der später für Greenwich reklamiert wurde). Auf der in der Antike Ferro genannten Insel (von Ero/Esero: hart oder Hero/Hera: Brunnen) lebten von den anderen Kanareninseln oder Nordafrika eingewanderte berberische Ureinwohner, die sich Bimbache nannten, als steinzeitliche Hirtenkultur seit etwa dem 2. Jh. bis zur Eroberung durch die Spanier im 15. Jh. (im Jahr 1400 etwa 2500 Ureinwohner). Ende des 14./Anfang des 15. Jh. wurden Ureinwohner der kanarischen Inseln durch Händler und Piraten gefangen, um sie als Sklaven zu verkaufen. Zur Eroberung der kanarischen Inseln wurde vom König von Kastilien der französische Jean de Béthencourt als Herr der Kanaren eingesetzt. Bei seiner Landung 1405 an der Bahía de Naos ließ er den Bimbache-König Armiche und die Männer der Familienclans, die zu einem angeblichen Vertragsabschluss gekommen waren, gefangen nehmen und später teilweise in die Sklaverei verkaufen. Es wurden französische und später kastilische Bauern angesiedelt. Nach Lanzarote, Fuerteventura und El Hierro wurden auch die anderen kanarischen Inseln für Spanien kolonisiert.
Heute gehört El Hierro zur spanischen Provinz Santa Cruz de Tenerife innerhalb der Autonomen Gemeinschaft der Kanaren. Gegenwärtig leben etwa 10000 Einwohner auf El Hierro, davon ca. 1600 in der Inselhauptstadt Villa de Valverde. Im Jahr 2000 wurde El Hierro zum UNESCO-Biosphärenreservat erklärt und 2014 zum Geopark. Ein Projekt, die Energieversorgung der Insel ab 2014 komplett auf saubere, erneuerbare Energiequellen (Windkraft + Wasser-Pumpspeicher) umzustellen, konnte nicht vollständig umgesetzt werden.
Tamaduste
Als erstes Ziel haben wir den kleinen Fischer- und Touristenort Tamaduste (300 Einwohner) an der Küste gleich nördlich neben dem Flugplatz angesteuert, um einen ersten Eindruck von El Hierro zu gewinnen. Tamaduste ist bekannt für die größte und schönste natürliche Hafen- und Badebucht Charco del Tamaduste, die mit einer umlaufenden Uferpromenade erschlossen ist und und ist sozusagen das „Seebad“ der Inselhauptstadt Villa de Valverde (3 km Luftlinie, aber 9 gewundene Straßenkilometer entfernt auf einem 600 m hohen Bergplateau, als einzige kanarische Inselhauptstadt nicht an der Küste gelegen). Strände gibts auf El Hierro ganz wenige, weil die brandungsbenagte Lavaküste meist steil ins Meer abfällt. Deshalb gibts an verschiedenen geeigneten Buchten durch Brandungsmauern geschützte Meerwasserbecken (charco = Pfütze, Tümpel), die einigermaßen sicheres Baden ermöglichen. In Tamaduste gibts ein paar alte kanarische Häuschen, viele Apartamento-Betonneubauten, ein paar Restaurants und Cafés und ein Polideportivo: ein irgendwie deplatzierter überdimensionierter Ballsportplatz mit vielleicht 400 Zuschauerplätzen ganz aus Beton und Lavastein (abgesehen davon, dass jeder Sturz da richtig hart ist, nagt auch der Zahn der Zeit als Betonfraß dran, es sieht so aus, als wäre beim Flugplatzbau 1972 noch etwas Beton übriggeblieben).
Küstenwanderung Tamaduste – Roque de las Gaviotas (SL-EH 3)
Weil wir von urtümlichen Lavalandschaften fasziniert sind, wollten wir erst mal die kleine ausgebaute und markierte Wanderung SL-EH 3 durchs Malpaís (Geröllwüste, Ödland) bei Tamaduste machen. Tamaduste liegt auf eine Lavaebene, inmitten von Lavafeldern unterhalb des Vulkans Montaña del Tesoro (Schatzberg, dort wird irgendetwas abgebaut), der als 490 m hoher roter Gipfel am Hochlandabhang über dem Ort steht. Diese dem Hochland vorgelagerten Lavaebenen werden Islas bajas (niedrige Inseln) genannt und sind erdgeschichtlich durch die Überflutung des Küstensockels durch vulkanische Lava eines darüber liegenden Vulkanausbruchs entstanden. Sie beginnt hinter Tamaduste am Ende der Calle Malpaís (Wende- und Schotter-Parkplatz, Wegweiser La Fortaleza: Festung) am Baja de Guillermo (Unterer Willi? Kleiner Willi? Ein Lavafelsvorsprung im Atlantik) und führt etwa 2 km immer entlang der ca. 25 m hohen Lavasteilküste. Die Atlantikwogen nagen hier mit zäher Ausdauer am Lavagestein und legen Klüfte, Höhlen, Tore und Felsen frei. Anfang November war der Seegang ganz schön heftig und sorgte für bemerkenswerte Wellenbrecher und Spritzwasserattacken. Wir sind ca. 1 km auf dem gut ausgebauten Weg in der rauen Lavalandschaft bis zum Roque de las Gaviotas (Mövenfelsen) gegangen, ein etwa 50 m vor der Küste 30 m herausragender Fels, der dem Wellengang trotzt. Die schönen senkrechten Basaltsäulen deuten auf ein kompaktes Lavapaket oder einen alten Vulkanschlot, der langsam abkühlte, dabei durch regelmäßige Spannungsrisse Säulen bildete und besonders hart ist. Wir sind hier umgekehrt, aber der Weg geht noch etwa 1 km durch die Vulkanlandschaft weiter und erreicht bei den Felszungen Los Puentes (Brücken) die Küste an einem kleinen Geröllstrand. An den Puentes gibt es Felsformationen, die durch Erosion vielfältig durchbrochen sind und dadurch ein Gewirr aus Lavabögen, Säulen und Löchern bilden, das auch Arcos de la Fortaleza genannt wird.
Nach 2 Stunden Begeisterung für Lava und Meer wurde es Zeit, unsere Unterkunft der nächsten 10 Tage zu erreichen: die Casa Rural El Lunchón am Rand des inzwischen größten Ortes El Hierros La Frontera („die Grenze“) im nördlichen Golfo-Tal. Dazu kann man seit 2003 die Küstenstraße durch den Tunnel Los Roquillos zwischen Mocanal und Las Puntas benutzen (das sind nur rund 25 km statt der ehemals 43 kurvigen Straßenkilometer über den 1345 m hohen La-Llania-Pass. Früher war diese Passstraße die einzige Verbindung ins Golfo-Tal und La Frontera der erste Ort, den man nach den lorbeer-baumheidewaldbedeckten Steilwänden erreichte.
El Lunchón
Unsere Unterkunft Casa Rural El Lunchón (Landhaus zum Mittagessen?) liegt im Golfo-Tal, am östlichen Rand der aus verschiedenen Orten zusammengebastelten Großgemeinde La Frontera. Im wirklich sehr kleinen, etwas abgelegenen Ortsteil El Lunchón ist es das oberste von etwa 10 Häusern inmitten von Obstbauterrassen an den Steilhängen zum Hierro-Grat (etwa 900 Höhenmeter unterhalb des Aussichtspunktes Mirador de Jinama, 1230 m). Es ist ein originales herreñisches Wohnhaus, Mitte des 19. Jh. erbaut von Blas Quintero Zamora (dem Ur-Urgroßvater der jetzigen Besitzerfamilie Quintero), der als Auswanderer auf den Tabakfeldern Kubas gearbeitet hatte. Auf den Terrassen der umgebenden Finca wurden Tabak, Wein und Obst angebaut. Die Familie wohnt jetzt in einem neueren Haus unterhalb, hat das alte Wohnhaus stilecht renoviert und komfortabel ausgestattet und vermietet es als eigenständiges Landhaus mit 3 Schlafzimmern (eines im ehemaligen Vorrats- und Weinkeller), einem großen Wohn-Küchen-Bereich, modernem Bad und 3 Terrassen mit toller Aussicht über das Golfo-Tal bis zur Atlantikküste und hoch zum Grat. Die Lage als oberstes Haus von El Lunchón ist wirklich „überragend“, aber dafür ist auch die Zufahrt ziemlich steil und eng (nachdem die Besitzer-Tochter das Auto einmal als „Lehrvorführung“ eingeparkt hatte, haben wir es vorgezogen, es unten stehen zu lassen und lieber 250 m zu laufen). Die Gastgeber sind sehr nett, eine etwas weiter unten wohnende Deutsche hilft gern bei Verständigungsschwierigkeiten und das Haus mit seinen Terrassen ist wirklich klasse. Morgens und abends (meist im Dunklen nach den Touren) haben wir meist draußen gesessen und die spektakuläre Aussicht genossen (oder den Fledermäusen bei ihrer nächtlichen Jagd zugeguckt, von denen jede scheinbar ihre eigene Laterne hatte). Das Wappentier der Casa El Lunchón ist die Eidechse, die über all am und im Haus (als Figur) vorkommt. Genau das gleiche gilt für den Portugiesischen Tausendfüßer, der seit einigen Jahren auf den Kanarischen Inseln Urlaub macht. Bei feuchtem Wetter kommt der bicho negro (schwarzer Wurm) in Massen aus dem Boden und zieht um (und manchmal auch in) die Häuser. Aber er ist völlig harmlos (beißt nicht, lärmt nicht, stinkt nicht, kackt nicht wie z.B. die Hunde auf den Grundstücken an der Straße) und gar nicht schrecklich, sonder sogar eher schreckhaft: bei Berührung ringelt er sich spiralig zusammen (dann sieht die Segment-Struktur sogar richtig interessant aus) und wartet, dass man ihn auffegt. Ich fand die jedenfalls gar nicht schlimm, sondern hab es sportlich genommen und ihnen immer mal Flugservice in die Umgebung geboten.
Campanario Joapira
Sehr auffällig im ganzen Golfo-Tal steht auf dem roten Vulkanaschekegel der Montaña Joapira wie ein Landleuchtturm der freistehende Glockenturm Campanario Frontera der Kirche Nuestra Señora de Candelaria (Unser Lieben Frau Lichtweihe oder einfach Mariä Lichtmess). Die große Hallenkirche ist außen relativ schmucklos mit kanarentypischen Lavasteinen an allen Rändern und großen weißgetünchten Putzflächen. Der Innenraum wird von Lavasäulen, einer großen Pinienholzdecke und einem katholisch-goldprächtigen Marien-Altar geprägt. Neben der Kirche führen Stufen auf den etwa 40 m hohen Vulkankegel Joapira, auf dem der Glockenturm der Kirche steht. Der Hügel mit dem Glockenturm überragt das Golfo-Tal wie ein Leuchtturm. Die Rundumsicht von der exponierten Aussichtsplattform ist großartig: von der rund 12 km entfernten Punta de la Dehesa im Westen über das gesamte etwa 15 km breite Golfo-Tal mit der Atlantikküste bis zur etwa 8 km entfernten Punta de Arelmo/Roques de Salmor im Norden und über den ganzen Berggrat der Golfo-Steilhänge im Süden. Wenn dazu noch das abendliche Sonnenuntergangslicht auf die Bergflanken scheint, hat man ein Bilderbuchpanorama vor sich.