La Calera
Tour La Gomera: Valle Gran Rey: La Calera 2018
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Eine Tagesreise von El Hierro zum Valle Gran Rey auf La Gomera
Nach 10 tollen Wandertagen auf El Hierro war unser nächstes Ziel La Gomera, die als deutsche Wanderinsel der Kanaren schlechthin gilt. Vor rund 25 Jahren waren wir schon mal dort und sind aufs Geratewohl losgelaufen: San Sebastian – Santiago – Alajeró – Chipude – Hermigua. Jetzt wollten wir sehen, wie es sich verändert hat und Gegenden erkunden, wo wir noch nicht waren. Weil es im Dezember 1992 wegen der Weihnachtsbesuche der Auswanderer unmöglich war, im Valle Gran Rey eine Unterkunft zu finden (wir sind dann in Chipude hängen geblieben), wollten wir dies mal zu diesem „Sehnsuchtsort“ deutscher Hippies und Wanderer und haben uns eine private Ferienwohnung in La Calera, dem Hauptort des Valle Gran Rey, gebucht. Die Reise von El Hierro zur nur 60 km entfernten Insel La Gomera ist aber nicht ganz einfach, sondern dauert mit Flug, Auto und Fähre fast den ganzen Tag.
Erst mal die Fähre nach San Sebastián de la Gomera schaffen
Während des Flugs von von El Hierro nach Teneriffa kommt man unterwegs an der Westküste von La Gomera beim Valle Gran Rey vorbei – unserem nächsten Ziel. Leider kann man nicht nach 20 Minuten abspringen, sondern braucht noch einen halben Tag, um von Teneriffas Nordflugplatz bei La Laguna irgendwie ins knapp 100 km entfernte Los Cristianos im Südwesten zu kommen, wo die Fähren nach La Gomera abgehen. Also kann man sich erst noch mal den höchsten Berg Spaniens, den Teide (3718 m) auf Augenhöhe ansehen, fliegt ziemlich nah über die Hauptstadt Santa Cruz nach La Laguna. Mit dem Taxi braucht man etwa 1 Stunde nach Los Cristianos, aber nur wenn der Fahrer auf die Tube drückt, die Autobahn halbwegs frei ist und man ohne große Staus durch Los Cristianos kommt. Das hat unser Fahrer irgendwie geschafft – Danke! Noch schnell die Rucksäcke in die letzten Lücken der extra Gepäckwagen stopfen und die riesige Fähre „Benchijigua Express“ von Fred. Olson entern (beim Bau des Trimarans 2003/04 in Australien war es das größte Aluminiumschiff der Welt). Leider hatten wir vor der Abfahrt nicht viel Zeit zum Gucken, so dass wir gar nicht wußten, was für ein futuristisches Teil dieses Schiff ist. Mit drei Wasserstrahlantrieben (Höchstgeschwindigkeit 40,5 kn = 75 km/h) bringt einen die Fähre in etwa 50 Minuten über die knapp 40 km breite Meerenge nach Gomera. Bei so schönem Wetter ist die Anfahrt an die zerfurchte Steilküste und das Anlegen im kleinen Hafen von San Sebastián de la Gomera ein tolles Erlebnis. Dort muss der „Fährmann“ den 126 m langen Kahn zentimetergenau rückwärts einparken, um an das Fährterminal anzudocken. Gegenüber dem Touristenmoloch Los Cristianos/Playa de las Americas/Costa Adeje auf Teneriffa (krasser Kulturschock nach El Hierro) wirkt San Sebastián geradezu idyllisch mit dem kleinen Yachthafen vor der Steilwand und den bunten Häusern, die sich an den Hängen des Barranco de la Villa hoch ziehen. Die Ankunft so einer großen Fähre ist ein Erlebnis für sich (da passen bis 1300 Leute drauf, aber so viele waren es nicht): zuerst stürzen sich alle Passagiere auf die Gepäckwagen, um ihre Koffer schon mal sicher zu haben. Dann gehts darum, den richtigen Reiseveranstalter mit dem richtigen Bus zu finden oder als Erste bei der Autovermietung zu sein – Urlaub ist kein Spaß.
Zum Valle Gran Rey
Wir haben unseren Leihwagen auch noch bekommen und sind auf der Straße GM-2 Richtung Nationalpark Garajonay gefahren. Auf etwa 25 km windet sich die Hochlandstraße auf knapp 1400 m Höhe unterhalb des höchsten Berges Gomeras, dem Garajonay (1482 m). Die nächsten 25 km nach Valle Gran Rey gehts genau so kurvig wieder abwärts bis auf Meereshöhe. Deshalb braucht man mindestens eine Stunde Fahrzeit – wir natürlich noch etwas länger, weil es unterwegs tolle Aussichtspunkte über die fantastische Berg- und Barrancolandschaft von Gomera gibt: z.B. der Mirador Lomada del Camello (Kamelhöcker) oder Sombrero (Hut) mit Blick nach San Sebastian.
Barrancos (Schluchten) sind die ausgeprägten Erosionstäler und Canyons, die die annähernd runde Insel vom zentralen Hochland zu den Küsten durchziehen. Weil die vulkanische Insel schon vor ca. 11 Millionen Jahren entstanden ist, haben Wind, Wasser und Wetter viel mehr Zeit gehabt (als z.B. auf El Hierro: 1,2 Mio. Jahre), am Profil herumzuschnitzen. La Gomera hat deshalb im Zentrum ein relativ ebenes Hochplateau mit dem größten zusammenhängenden Lorbeer-Baumheide-Wald der Erde und zu den Küsten hin eine krass zerfurchte Vulkanlandschaft mit bis zu 700 m tief eingeschnittenen Tälern (auf dem 127 km langen Inselrundweg GR-132 kommen über 9100 Höhenmeter Auf- und Abstieg zusammen).
Nach etwa 20 Straßenkilometern (von San Sebastian) passiert man im Hochland den Roque de Agando (1251 m): ein etwa 100 m über die Umgebung aufragender imposanter Zuckerhut-Felsen. Die Roques sind alte Vulkanschlote, deren harter Basaltkern der Erosion länger widerstanden hat als der umgebende ehemalige Vulkankegel.
Nach den Roques führt die Straße am Rand des Nationalparks Garajonay (UNESCO-Weltnaturerbe seit 1986) durch den Lorbeer-Baumheide-Nebelwald im Zentrum Gomeras. An manchen dürren Waldgebieten sieht man deutlich die Spuren des verheerenden Waldbrandes von 2012. Insgesamt bildet der Nationalpark ein etwa 4000 ha Gebiet mit ursprünglichem immergrünen Nebelwald, den man auf vielen Wanderwegen erkunden kann, z.B. vom zentralen Erholungsgebiet Laguna Grande aus, an dem die Zentralstraße auch vorbeiführt. Kurz nach dem Cruce de Pajaritos (Vögelkreuzung) passiert man am Fuß des Garajonay (Alto de Garajonay 1482 m) den höchsten Punkt der Straße auf etwa 1370 m. Nach etwa 15 km durch den Wald kommt man bei Arcadece/Arure im Inselwesten wieder in die offene steppenartige Vulkanlandschaft. Nach dem ruhigen Bergdorf Arure (auf 825 m Höhe) führt die neu (mit Tunneln) ausgebaute Straße über rund 7 km ins obere Valle Gran Rey bei Retamal + 4 km bis zur Küste bei La Playa. Unterwegs wurden in Haarnadelkurven spektakuläre Aussichtspunkte ins Valle Gran Rey angelegt: Mirador del Palmarejo (1989 gestaltet von César Manrique) und Mirador de la Curva del Queso (Käsekurve).
Das etwa 5 km lange Valle Gran Rey (Tal des Großen Königs Hupalupa) zur Westküste La Gomeras ist eine der schönsten Regionen der Insel. Im 15. Jh. war es das Orone-Stammesgebiet der Guanchen-(Benahoares)-Urbevölkerung (wahrscheinlich Anfang der Zeitrechnung eingewanderte Berber aus Nordafrika, die in einer steinzeitlichen Clangemeinschaft lebten) mit dem Anführer Hupalupa. Nach der Besetzung durch spanische Kolonialherren wurde der Aufstand gegen den tyrannischen Grafen von Gomera Hernán Peraza (1488 wurde er bei einem Treffen mit seiner geliebten Guanchin Yballa durch Hautacuperche ermordet) grausam gerächt: Alle Männer ab 15 Jahre sollten getötet werden, Frauen und Kinder wurden als Sklaven verkauft.
Zwischen 600 bis 800 m hohen Bergrücken geschützt, konnte sich im quellwasserversorgten Tal ein fruchtbares Siedlungsgebiet entwickeln. Die terrassierten Felder mit Palmenhainen, Bananenplantagen, Obst- und Gemüsegärten ziehen sich von Los Descansaderos am oberen Talende (auf etwa 450 m Höhe) bis zur Küste bei La Playa. In den 1970/80er Jahren war das noch nicht so touristisch erschlossene Valle Gran Rey ein Rückzugsort für „Aussteiger“ und „Hippies“ (ähnlich dem indischen Goa und Kathmandu), die ein konventionsfreies naturverbundenes Leben führen wollten. Inzwischen hat sich das Valle Gran Rey zum touristische Hauptziel von La Gomera entwickelt mit einigen krassen Touristenburgen an der Küste, aber immer noch dörflichen Orten im Hinterland. Typisch ist die Aneinanderreihung vieler kleiner Siedlungen im Barranco und an den Talhängen: Los Descansaderos, Lomo de Balo, La Viscaína, El Retamal und El Hornillo im oberen nordöstlichen Talschluss, Lomo del Moral, Los Granados, Chelé, El Guro, Casa de la Seda im Mitteltal und La Calera, La Playa, Borbalán, La Puntilla und Vueltas am Talausgang zur Atlantikküste (insgesamt mehr als 15 Siedlungen mit ca. 4500 Einwohner). Gomera und besonders das Valle Gran Rey ist das Lieblingsziel deutscher Wandersenioren (so wie wir), aber es ist nicht übermäßig massentouristisch verunstaltet.
La Calera
ist einer der Hauptorte des Valle Gran Rey (seit 1950 Verwaltungssitz). Der Ort liegt am Talausgang zum Meer, aber noch nicht an der Küste. Kleine verwinkelte Gassen und Treppenwege ziehen am Berghang des Mérica hoch. Die terrassenartig am Hang gebauten Häuser bieten beste Aussicht ins Tal und zur Küste. Teilweise wurden schon große, blöde Apartmenthäuser gebaut, aber insgesamt blieb der Eindruck eines historisch gewachsenen Ortes erhalten. Unsere Ferienwohnung für 4 Tage Casa Buena Vista war das oberste „Adlernest“ einer kleinen privaten Wohnanlage (der österreichische Vermieter wohnt manchmal auch selber dort) mit viel Platz, Licht, Luft und fantastischer Aussicht (dafür muss man auch mal ein paar Treppen steigen, insgesamt etwa 100 Stufen auf dem Camino El Picacho). Hinter der Wohnung fängt die „Wildnis“ des Mérica-Berges an und der Einstieg zum Wanderweg Camino la Mérica nach Arure war nur 100 m entfernt. In La Calera gibts jede Menge Apartamentos, 4 Restaurants (die meist gut besucht sind), 3 kleine Supermercados, 2 Kirchen (die kleine Ermita San Salvador und die moderne Parroquia Los Santos Reyes), ein Krankenhaus, eine Bank und eine Tankstelle. Die Küste mit einigen Sand- und Geröllstränden, wo in den Orten La Playa, La Puntilla, Borbalán und Vueltas der Touristenbär steppt, ist etwa 1 km entfernt, also nah genug, um hinzulaufen, aber weit genug weg, um seine Ruhe zu haben.