2018 Kanaren
Tour La Gomera: Valle Gran Rey: La Calera 2018
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Eine Tagesreise von El Hierro zum Valle Gran Rey auf La Gomera
Nach 10 tollen Wandertagen auf El Hierro war unser nächstes Ziel La Gomera, die als deutsche Wanderinsel der Kanaren schlechthin gilt. Vor rund 25 Jahren waren wir schon mal dort und sind aufs Geratewohl losgelaufen: San Sebastian – Santiago – Alajeró – Chipude – Hermigua. Jetzt wollten wir sehen, wie es sich verändert hat und Gegenden erkunden, wo wir noch nicht waren. Weil es im Dezember 1992 wegen der Weihnachtsbesuche der Auswanderer unmöglich war, im Valle Gran Rey eine Unterkunft zu finden (wir sind dann in Chipude hängen geblieben), wollten wir dies mal zu diesem „Sehnsuchtsort“ deutscher Hippies und Wanderer und haben uns eine private Ferienwohnung in La Calera, dem Hauptort des Valle Gran Rey, gebucht. Die Reise von El Hierro zur nur 60 km entfernten Insel La Gomera ist aber nicht ganz einfach, sondern dauert mit Flug, Auto und Fähre fast den ganzen Tag.
Erst mal die Fähre nach San Sebastián de la Gomera schaffen
Während des Flugs von von El Hierro nach Teneriffa kommt man unterwegs an der Westküste von La Gomera beim Valle Gran Rey vorbei – unserem nächsten Ziel. Leider kann man nicht nach 20 Minuten abspringen, sondern braucht noch einen halben Tag, um von Teneriffas Nordflugplatz bei La Laguna irgendwie ins knapp 100 km entfernte Los Cristianos im Südwesten zu kommen, wo die Fähren nach La Gomera abgehen. Also kann man sich erst noch mal den höchsten Berg Spaniens, den Teide (3718 m) auf Augenhöhe ansehen, fliegt ziemlich nah über die Hauptstadt Santa Cruz nach La Laguna. Mit dem Taxi braucht man etwa 1 Stunde nach Los Cristianos, aber nur wenn der Fahrer auf die Tube drückt, die Autobahn halbwegs frei ist und man ohne große Staus durch Los Cristianos kommt. Das hat unser Fahrer irgendwie geschafft – Danke! Noch schnell die Rucksäcke in die letzten Lücken der extra Gepäckwagen stopfen und die riesige Fähre „Benchijigua Express“ von Fred. Olson entern (beim Bau des Trimarans 2003/04 in Australien war es das größte Aluminiumschiff der Welt). Leider hatten wir vor der Abfahrt nicht viel Zeit zum Gucken, so dass wir gar nicht wußten, was für ein futuristisches Teil dieses Schiff ist. Mit drei Wasserstrahlantrieben (Höchstgeschwindigkeit 40,5 kn = 75 km/h) bringt einen die Fähre in etwa 50 Minuten über die knapp 40 km breite Meerenge nach Gomera. Bei so schönem Wetter ist die Anfahrt an die zerfurchte Steilküste und das Anlegen im kleinen Hafen von San Sebastián de la Gomera ein tolles Erlebnis. Dort muss der „Fährmann“ den 126 m langen Kahn zentimetergenau rückwärts einparken, um an das Fährterminal anzudocken. Gegenüber dem Touristenmoloch Los Cristianos/Playa de las Americas/Costa Adeje auf Teneriffa (krasser Kulturschock nach El Hierro) wirkt San Sebastián geradezu idyllisch mit dem kleinen Yachthafen vor der Steilwand und den bunten Häusern, die sich an den Hängen des Barranco de la Villa hoch ziehen. Die Ankunft so einer großen Fähre ist ein Erlebnis für sich (da passen bis 1300 Leute drauf, aber so viele waren es nicht): zuerst stürzen sich alle Passagiere auf die Gepäckwagen, um ihre Koffer schon mal sicher zu haben. Dann gehts darum, den richtigen Reiseveranstalter mit dem richtigen Bus zu finden oder als Erste bei der Autovermietung zu sein – Urlaub ist kein Spaß.
Zum Valle Gran Rey
Wir haben unseren Leihwagen auch noch bekommen und sind auf der Straße GM-2 Richtung Nationalpark Garajonay gefahren. Auf etwa 25 km windet sich die Hochlandstraße auf knapp 1400 m Höhe unterhalb des höchsten Berges Gomeras, dem Garajonay (1482 m). Die nächsten 25 km nach Valle Gran Rey gehts genau so kurvig wieder abwärts bis auf Meereshöhe. Deshalb braucht man mindestens eine Stunde Fahrzeit – wir natürlich noch etwas länger, weil es unterwegs tolle Aussichtspunkte über die fantastische Berg- und Barrancolandschaft von Gomera gibt: z.B. der Mirador Lomada del Camello (Kamelhöcker) oder Sombrero (Hut) mit Blick nach San Sebastian.
Barrancos (Schluchten) sind die ausgeprägten Erosionstäler und Canyons, die die annähernd runde Insel vom zentralen Hochland zu den Küsten durchziehen. Weil die vulkanische Insel schon vor ca. 11 Millionen Jahren entstanden ist, haben Wind, Wasser und Wetter viel mehr Zeit gehabt (als z.B. auf El Hierro: 1,2 Mio. Jahre), am Profil herumzuschnitzen. La Gomera hat deshalb im Zentrum ein relativ ebenes Hochplateau mit dem größten zusammenhängenden Lorbeer-Baumheide-Wald der Erde und zu den Küsten hin eine krass zerfurchte Vulkanlandschaft mit bis zu 700 m tief eingeschnittenen Tälern (auf dem 127 km langen Inselrundweg GR-132 kommen über 9100 Höhenmeter Auf- und Abstieg zusammen).
Nach etwa 20 Straßenkilometern (von San Sebastian) passiert man im Hochland den Roque de Agando (1251 m): ein etwa 100 m über die Umgebung aufragender imposanter Zuckerhut-Felsen. Die Roques sind alte Vulkanschlote, deren harter Basaltkern der Erosion länger widerstanden hat als der umgebende ehemalige Vulkankegel.
Nach den Roques führt die Straße am Rand des Nationalparks Garajonay (UNESCO-Weltnaturerbe seit 1986) durch den Lorbeer-Baumheide-Nebelwald im Zentrum Gomeras. An manchen dürren Waldgebieten sieht man deutlich die Spuren des verheerenden Waldbrandes von 2012. Insgesamt bildet der Nationalpark ein etwa 4000 ha Gebiet mit ursprünglichem immergrünen Nebelwald, den man auf vielen Wanderwegen erkunden kann, z.B. vom zentralen Erholungsgebiet Laguna Grande aus, an dem die Zentralstraße auch vorbeiführt. Kurz nach dem Cruce de Pajaritos (Vögelkreuzung) passiert man am Fuß des Garajonay (Alto de Garajonay 1482 m) den höchsten Punkt der Straße auf etwa 1370 m. Nach etwa 15 km durch den Wald kommt man bei Arcadece/Arure im Inselwesten wieder in die offene steppenartige Vulkanlandschaft. Nach dem ruhigen Bergdorf Arure (auf 825 m Höhe) führt die neu (mit Tunneln) ausgebaute Straße über rund 7 km ins obere Valle Gran Rey bei Retamal + 4 km bis zur Küste bei La Playa. Unterwegs wurden in Haarnadelkurven spektakuläre Aussichtspunkte ins Valle Gran Rey angelegt: Mirador del Palmarejo (1989 gestaltet von César Manrique) und Mirador de la Curva del Queso (Käsekurve).
Das etwa 5 km lange Valle Gran Rey (Tal des Großen Königs Hupalupa) zur Westküste La Gomeras ist eine der schönsten Regionen der Insel. Im 15. Jh. war es das Orone-Stammesgebiet der Guanchen-(Benahoares)-Urbevölkerung (wahrscheinlich Anfang der Zeitrechnung eingewanderte Berber aus Nordafrika, die in einer steinzeitlichen Clangemeinschaft lebten) mit dem Anführer Hupalupa. Nach der Besetzung durch spanische Kolonialherren wurde der Aufstand gegen den tyrannischen Grafen von Gomera Hernán Peraza (1488 wurde er bei einem Treffen mit seiner geliebten Guanchin Yballa durch Hautacuperche ermordet) grausam gerächt: Alle Männer ab 15 Jahre sollten getötet werden, Frauen und Kinder wurden als Sklaven verkauft.
Zwischen 600 bis 800 m hohen Bergrücken geschützt, konnte sich im quellwasserversorgten Tal ein fruchtbares Siedlungsgebiet entwickeln. Die terrassierten Felder mit Palmenhainen, Bananenplantagen, Obst- und Gemüsegärten ziehen sich von Los Descansaderos am oberen Talende (auf etwa 450 m Höhe) bis zur Küste bei La Playa. In den 1970/80er Jahren war das noch nicht so touristisch erschlossene Valle Gran Rey ein Rückzugsort für „Aussteiger“ und „Hippies“ (ähnlich dem indischen Goa und Kathmandu), die ein konventionsfreies naturverbundenes Leben führen wollten. Inzwischen hat sich das Valle Gran Rey zum touristische Hauptziel von La Gomera entwickelt mit einigen krassen Touristenburgen an der Küste, aber immer noch dörflichen Orten im Hinterland. Typisch ist die Aneinanderreihung vieler kleiner Siedlungen im Barranco und an den Talhängen: Los Descansaderos, Lomo de Balo, La Viscaína, El Retamal und El Hornillo im oberen nordöstlichen Talschluss, Lomo del Moral, Los Granados, Chelé, El Guro, Casa de la Seda im Mitteltal und La Calera, La Playa, Borbalán, La Puntilla und Vueltas am Talausgang zur Atlantikküste (insgesamt mehr als 15 Siedlungen mit ca. 4500 Einwohner). Gomera und besonders das Valle Gran Rey ist das Lieblingsziel deutscher Wandersenioren (so wie wir), aber es ist nicht übermäßig massentouristisch verunstaltet.
La Calera
ist einer der Hauptorte des Valle Gran Rey (seit 1950 Verwaltungssitz). Der Ort liegt am Talausgang zum Meer, aber noch nicht an der Küste. Kleine verwinkelte Gassen und Treppenwege ziehen am Berghang des Mérica hoch. Die terrassenartig am Hang gebauten Häuser bieten beste Aussicht ins Tal und zur Küste. Teilweise wurden schon große, blöde Apartmenthäuser gebaut, aber insgesamt blieb der Eindruck eines historisch gewachsenen Ortes erhalten. Unsere Ferienwohnung für 4 Tage Casa Buena Vista war das oberste „Adlernest“ einer kleinen privaten Wohnanlage (der österreichische Vermieter wohnt manchmal auch selber dort) mit viel Platz, Licht, Luft und fantastischer Aussicht (dafür muss man auch mal ein paar Treppen steigen, insgesamt etwa 100 Stufen auf dem Camino El Picacho). Hinter der Wohnung fängt die „Wildnis“ des Mérica-Berges an und der Einstieg zum Wanderweg Camino la Mérica nach Arure war nur 100 m entfernt. In La Calera gibts jede Menge Apartamentos, 4 Restaurants (die meist gut besucht sind), 3 kleine Supermercados, 2 Kirchen (die kleine Ermita San Salvador und die moderne Parroquia Los Santos Reyes), ein Krankenhaus, eine Bank und eine Tankstelle. Die Küste mit einigen Sand- und Geröllstränden, wo in den Orten La Playa, La Puntilla, Borbalán und Vueltas der Touristenbär steppt, ist etwa 1 km entfernt, also nah genug, um hinzulaufen, aber weit genug weg, um seine Ruhe zu haben.
Wandertour El Hierro: Camino de Jinama 2018
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Rundwandertour: Auf alten Wanderhirten-Wegen von Frontera zum Hochland
Am 4. Tag auf El Hierro wollten wir eine richtig schöne Bergtour machen und haben uns vorgenommen, erst mal den Camino de Jinama zur Cumbre hoch zu wandern (da der Einstieg zu diesem anspruchsvollen Wanderweg für uns günstig nur etwa 750 m von unserer Unterkunft Casa El Lunchón entfernt liegt). Wie’s weitergeht, sollte sich finden.
Camino de Jinama
Der Camino de Jinama (Jinama-Weg) ist der wichtigste von 3 historischen Hauptwegen (Camino Real) auf El Hierro zwischen dem Golfo-Tal im Norden und dem etwa 800-1300 m hohen Hochland im Süden. Das Golfo-Tal ist durch mehrere gigantische erdgeschichtliche Felsstürze (vor etwa 134000 Jahren) an einem früher etwa 2000 m hohen Zentralvulkan El Golfo entstanden. Die halbrunde Abrisskante dieser Felsstürze ist die Cumbre, unter der sich die Steilhänge allmählich zum Golfo-Tal hin abflachen. Entsprechend steil sind die Verbindungswege über die Cumbre, die in vielen Serpentinen etwa 1000 m Höhenunterschied überwinden.
Die Verbindungswege waren früher die einzige Möglichkeit, vom Hochland ins Golfo-Tal zu gelangen. El Hierros Weidewirtschaft war früher so, dass Familien mit ihren Tieren in den Orten auf den fruchtbaren Weideflächen des Hochlandes lebten. Im stürmisch-kühlen Winter war es aber besser, in das geschützte Golfo-Tal zu ziehen, auch um dort Gemüse-, Obst- und Weinbau zu betreiben, und im Herbst zur Weinernte noch mal. Teilweise sind ganze Familien mit Hausrat und Tieren zwei bis vier mal im Jahr umgezogen, um die klimatischen Vorteile der jeweiligen Region wirtschaftlich zu nutzen: im Sommer auf die Hochweiden und im Winter ins Golfo-Tal. Bis in die 1950er Jahre gab es diese Mudadas (Häuschen) genannte Wanderweidewirtschaft (Transhumanz). Die Einwohner bestimmter Orte im Hochland hatten bestimmte Wohnorte auf Zeit im Golfo-Tal (z.B. San Andrés > La Llanillos). Diese Umzüge waren sicher keine "Genusswanderungen" wie heutzutage, sondern anstrengende, gefährliche Umzüge mit Sack und Pack, Kind und Kegel und Tieren (Esel waren die einzigen Umzugshelfer). Während im Hochland an der Cumbre der vorherrschende Nordost-Passat feuchte Luft, Nebel und Wolken mit sich führt, liegt das untere Golfo-Tal im Regen- und Windschatten. An den Steilhängen hat sich oberhalb von la Frontera der größte ursprüngliche Lorbeer-Baumheide-Nebelwald El Hierros erhalten, der als Parque Rural de Frontera (Landschaftspark) geschützt ist. La Frontera heißt Grenze, es war auf diesem Weg die erste Ansiedlung unterhalb der Waldgrenze.
Der Camino de Jinama ist der östliche Verbindungsweg zwischen La Frontera im Golfo-Tal und San Andrés – Valverde im Hochland. Von La Frontera (350 m) bis zum Mirador de Jinama/Ermita Virgen de la Caridad (1230 m) überwindet der Weg auf knapp 4 km etwa 850 Höhenmeter. Der weiß-gelb markierte Wanderweg (PR-EH 8, Pequeño Recorrido El Hierro, kleine Route, regionaler Weg) beginnt in La Frontera am Wegweiser „Jinama“ an der Plaza Candelaria/Camino los Corcitos (gegenüber der Kirche, neben der Bar Joapira). Hinter der Häuserzeile von La Frontera steigt der Weg zuerst auf der asphaltierten Nebenstraße Calle los Corchos zwischen Feldern, Gärten und Weinterrassen schräg nach links (ostwärts) an. Man passiert einige Landhäuser im winzigen Ortsteil Los Corchos (die Korken?). Das historische, typisch kanarische Haus Casa Blanca aus rohen und behauenen Lavagestein (erbaut Mitte des 19. Jh.) war das erste Haus im Golfo-Tal, das weiß gekalkt wurde (Außenputz war früher für die arme Landbevölkerung zu teuer) und das deshalb sehr auffällig war. Nach etwa 500 m zweigt der Camino de Jinama an einer Straßenkehre als gepflasterter Steig ab. Man kreuzt die Straße noch zwei mal, bevor der Weg nach 700 m (auf inzwischen etwa 500 m Höhe) endgültig in die Bergflanken des Golfo-Tals aufsteigt. Der Weg ist fast auf der ganzen Strecke bis zur Cumbre mit Lavagestein gepflastert (was bei Nässe ziemlich rutschig sein kann). Wenn man dazu noch die aufwändige Terrassierung der Felder mit Trockenmauern beachtet, kann man nur staunen, was für eine Arbeit da drin steckt. Die Wegebauer müssen früher viel Zeit gehabt haben (na ja, ohne Fernseher und Internet).
Nach der Straße zieht der Weg neben dem Barranco las Esquinas bergauf, windet sich in Serpentinen auf 650 m und quert die Schlucht schließlich. Hier befand sich der Steinbruch La Helechera des roten Tuffsteins für die Ecksteine der Kirche und anderer Häuser in La Frontera. Bergab Wandernde waren angehalten, einen Stein für den Kirchenbau mitzunehmen. Danach taucht der Weg in den immergrünen Bergwald Monteverde (Laurisilva: Lorbeerwald) ein. Neben endemischen Pflanzen wie El Hierro Aeonium (ein interessantes rosettenförmiges Dickblattgewächs, das sich an jede feste Unterlage wie Felswände, Straßenränder oder Hausdächer krallt) oder El Hierro Gänsedistel (eine Art Huflattich am Stiel) gibt es im Nebelwald jede Menge Farne, Flechten, Moose, Pilze und natürlich Bäume: Lorbeer, Mocán, Palo Blanco, Kanarische Stechpalme/Acebiño, Barbuzano, Kanarischer Erdbeerbaum/Arbutus, Marmolán, Hija und noch viel mehr, von denen ich noch nie gehört hatte (alle gibt’s eigentlich nur auf den Kanaren + Madeira und sind die Reste eines voreiszeitlichen Urwaldes meint Wiki P. Dia). Besonders ausgeschildert sind alte Mocán-Bäume (überdimensionale Teesträucher!) mit gewaltigen verschlungenen Wurzelsystemen: Mocán de los Cochinos (Schweine-Mocán), an dem früher während der Rast (auf dem relativ flachen Wegstück) beim Viehtrieb die Schweine festgebunden wurden und Mocán de la Sombra (Schatten-Mocán), eine baumüberdachte Raststelle mit aus dem Fels gehauener Sitzbank. Unterwegs passiert man einen mannshohen Felsblock mit einem Kreuz darauf, der mitten auf den Weg gestürzt ist. Cruz del Fraile (Mönchs-Kreuz) erinnert an einen Mönch, der nach der Legende vom Steinschlag getroffen wurde. Nach insgesamt etwa 1,5 km steigt der gepflasterte Jinama-Weg wieder mehr an: in Kehren oder schrägen Rampen, manchmal muss eine Rinne durchstiegen werden. Der Wald verändert sich mit zunehmender Höhe zum Baumheide-Bergwald (Fayal-Brezal: Faya = Gagelstrauch, Brezo = Baumheide), der mit Moosen und Bartflechten überzogen ganz schön märchenhaft aussieht. Manchmal wird die Sicht auf das Golfo-Tal freigegeben. An einer steilen Felsrippe, auf die der Serpentinenweg klettert, liegt auf etwa 970 m Höhe El Miradero, ein Aussichtspunkt über dem Golfo-Tal, von dem früher auch Nachrichten ins Tal gerufen wurden („Bin bald da, setz schon mal das Essen auf…“ oder so, aber natürlich auf Spanisch).
El Miradero war auch eine Stelle für den Brauch Margareos (Margarine?), bei dem man Teile eines toten Esels unbeliebten Mitmenschen zuschrieb und sie dabei kritisierte, verhöhnte oder lächerlich machte (nach dem Motto: "Wir überlassen dem Bürgermeister die Ohren, um zu sehen, ob er zuhören lernt", sicher wurden auch viel drastischere Vergleiche angestellt, die bestimmt nicht immer jugendfrei waren).
Durch Baumheide-Buschwald geht es an den Steilwänden weiter bergauf. Weitere Wegstationen sind Descansadero de la Virgen (ein Haltepunkt der Prozession der Virgen de los Reyes) und Cueva de las Pipas (Höhle der Weinfässer, leider nur Steine, die an Weinfässer erinnern sollen, aber nur bei guter Einbildungskraft unter Weinentzug). Wo der Weg kurz vor der Höhe breiter und freier wird, wurde unter einer schützenden Steilwand ein Picknickplatz mit Steinbank/-tisch und Aussichtsbalkon eingerichtet (der bei starken Winden oben an der Cumbre sicher angenehmer ist). Etwa 400 m vor dem Gipfel erreicht man eine auffällige, senkrecht hochziehende Wand, Letime: in Bimbache-Sprache eine Steilklippe/Kliff, auch Cuchillo de Jinama (Messer von Jinama) genannt, die man schon am Wegbeginn aus dem Tal sehen kann.
Ermita Virgen de la Caridad/Mirador de Jinama
Wo der Camino de Jinama an der Cumbre auf dem Hochland von El Hierro bei der Hochebene Nisdafe auf etwa 1230 m Höhe ankommt, ist eine Aussichtsterrasse mit Infotafel angelegt worden. Unmittelbar nach dem Wegtor, das durch einen Wacholderholzbogen markiert wird, steht eine kleine Kapelle für die Virgen de la Caridad (Barmherzige Jungfrau der Nächstenliebe).
Die Ermita wurde 1924 im kanarischen Stil für die Madonnenfigur aus der Kirche von San Andrés erbaut (und kanariengelb gestrichen). Da dieser Hauptabstieg ins Golfo-Tal vor allem von Bewohnern der Orte San Andrés und Isora benutzt wurde, stifteten beide Orte sowie Kuba-Auswanderer (aus San Andrés) den Bau der Kapelle. Bei den gläubigen Herreñern war/ist es Brauch bei der früher gefährlichen Benutzung der steilen Bergpfade, die Schutzheilige um Beistand anzubeten oder für eine gut überstandene Wanderung zu danken. Jedes Jahr findet Mitte Mai eine festliche Prozession Fiesta de la Caridad statt, bei der die Virgen de la Caridad von der Jinama-Kapelle ins 6 km entfernte San Andrés getragen wird.
An der Kapelle gibt es gemauerte Sitzbänke. Eine weitere Aussichtsterrasse ist mit Picknickbänken und Überdachung ausgestattet. Als wir am Mirador de Jinama angekommen sind, war die Wetterlage so, dass sich aus der lockeren Bewölkung über dem Hochland unmittelbar an der Cumbre ein Hochnebel über dem Golfo-Tal zusammenbraute, der keine Sicht ins Tal zuließ.
Camino de la Virgen
Weil wir nicht den selben Weg wieder runtergehen wollten, suchten wir nach einem anderen Rückweg nach La Frontera. Die Möglichkeit, nach Norden an der Cumbre entlangzugehen und über den Camino de la Peña abzusteigen schied aus, weil dieser Weg schon seit Jahren wegen Erdrutsch nicht mehr passierbar ist. Also bleibt eigentlich nur der Weg entlang der Cumbre nach Südwesten bis man auf eine Abstiegsmöglichkeit trifft (notfalls per Anhalter auf der El-Golfo-Straße Hl-1). Das war auch deshalb verlockend, weil man dabei das zentrale Hochland El Hierros bei La Llanía kennenlernen konnte. Dazu musste man zunächst auf der Stichstraße Hl-120 (zum Mirador de Jinama) etwas ins Landesinnere in Richtung San Andrés gehen.
Die fruchtbare Hochebene auf etwa 900-1200 m Höhe heißt Mesata de Nisdafe: eine kultivierte Feld-, Wiesen- und Weidelandschaft, die wie in Irland von Steinmauern durchzogen ist, aus der aber rotbraune Vulkankegel ragen. Die Hochebene ist der landwirtschaftliche Mittelpunkt El Hierros. Darin bildet der kleine Ort San Andrés das Zentrum der Viehwirtschaft der Insel. Etwas außerhalb befindet sich die zentrale Milchverarbeitungsgenossenschaft der Käsereien auf El Hierro (SCL Ganaderos de El Hierro/Central Quesera El Herreño), in der auch die Käsespezialität Queso Herreño hergestellt wird (ein Biokäse aus Kuh-, Schafs- und Ziegenmilch, den es als Frischkäse, gereift oder aromatisch geräuchert gibt).
Wir wollten aber nicht nach San Andrés, sondern sind nach etwa 600 m nach rechts (Süden) auf die Inselhauptstraße Hl-1 abgebogen (der Verkehr dort ist ungefähr so, wie bei uns in der Fußgängerzone, also ab und zu mal ein Auto). Nach 500 m (mit den schönsten Aeonium-Rosetten an der Straßenmauer) kann man links neben der Straße auf einen Wanderweg abbiegen: El Hierros Hauptweg Camino de la Virgen (GR 131). Der Gran Recorrido (großer Weg) El Hierros führt (mit Küstenabstiegen) von Tamaduste im Nordosten bis Orchilla im Südwesten 38 km quer über die Insel. Hier in der Inselmitte folgt der Weg der Cumbre, dem Rückgrat der Insel.
Bajada de la Virgen de los Reyes
Richtig wichtig ist der 28,7 km lange Hochlandweg zwischen dem Santuario de Nuestra Señora de los Reyes (Heiligtum der Jungfrau der Heiligen Drei Könige) im unbewohnten westlichen Hochland La Dehesa und der Inselhauptstadt Villa de Valverde im Osten. Alle vier Jahre (gewissermaßen die Olympischen Spiele von El Hierro) findet als Hauptfest der Insel die Bajada (Abstieg) de la Virgen de los Reyes statt, bei der die Madonnen-Statue in einer festlichen Prozession auf dem Camino de la Virgen von ihrem Stammplatz im Santuario zur Hauptkirche der Insel Santa María de la Concepción (Heilige Jungfrau der unbefleckten Empfängnis) in Villa de Valverde gebracht wird. Danach wird sie noch einen Monat lang in den verschiedenen Orten der Insel herumgereicht. Die Virgen des los Reyes wurde 2013 vom Bischof von Teneriffa zur Schutzheiligen von El Hierro geweiht.
Die holzgeschnitzte Madonnenstatue aus dem 16. Jh. (ihr Alter sieht man ihr aber nicht an, sondern sie sieht ziemlich neumodisch püppchenhaft aus) wurde der Legende nach 1546 vom Kapitän eines Amerika-Seglers einigen Hirten von La Dehesa geschenkt, die auf der Gemeinschaftsweide das Vieh hüteten. Das Schiff war auf der Reise von Europa nach Amerika im Mar de las Calmas (Meer der Ruhe) beim Kap Orchilla an El Hierros Südküste in einen Sturm oder Flaute geraten (je nach dramaturgischem Geschmack) und kam nicht weiter. Als die Vorräte zur Neige gingen, musste der Kapitän die Hirten um Proviant für die Überfahrt bitten. Sie erhielten Fleisch, Käse und Wasser. Als Gegenleistung schenkte er ihnen die Madonnenfigur (am 6. Januar, dem Drei-Königs-Tag). Daraufhin konnte das Schiff mit einer leichten Brise die Fahrt nach Amerika fortsetzen. Die Hirten brachten die Madonna, die sie entsprechend dem Feiertag Virgen de los Reyes nannten, zu einer ihrer Wohnhöhlen in La Dehesa: Cueva del Caracol (Schneckenhöhle), die seitdem auch Cueva de la Virgen heißt. 1577 wurde in der Nähe das Santuario de la Virgen als besserer Aufbewahrungsort, Pilgerstätte und zeitweiliges Kloster gebaut. 1643 soll es nach einer schweren zweijährigen Dürreperiode (Wassermangel ist ein Grundproblem auf El Hierro) nach einer Hirtenwallfahrt zur Madonna geregnet haben. Auch 1740 war wieder ein Dürrejahr: im Frühjahr 1741 wurde die Madonna in einer Prozession nach Valverde gebracht, bei deren Ankunft es dann in Strömen geregnet haben soll. Seitdem wurde die Virgen de los Reyes als wasserspendende Schutzpatronin von El Hierro verehrt. Sicherheitshalber sollte die Prozession dann alle vier Jahre stattfinden (69 mal von 1745 bis 2017, die nächste ist 2021).
Inzwischen ist die Bajada de la Virgen am ersten Sonnabend im Juli das größte Volksfest von El Hierro, an dem über 20.000 Wallfahrer und Gäste teilnehmen. Die Statue wird um 5 Uhr vor Sonnenaufgang aus der Kapelle geholt und dann in einer Sänfte von verschiedenen Gruppen der jeweiligen Weggemeinde einen Abschnitt lang getragen (La Raya: Streifen, beginnend mit dem Ort Sabinosa, zu dem die Kapelle gehört) und dann an insgesamt 9 Stationen an die nächste Gemeinde übergeben. Jeder Abschnitt wird mit jeweils ortstypischen Musikern (Trommeln, Flöten, Kastagnetten) und Tänzern in alter Tracht begleitet. Unterwegs wird an der 4. Station Cruz de los Reyes eine gemeinsame Verehrung der Madonna (venia general) und ein großes Volkspicknick (tendido de manteles: Tischdecken ausbreiten) zur Stärkung und Erholung der Teilnehmer abgehalten. Erst spät abends kommt der Zug in Valverde an, wo die Madonna feierlich in die Kirche Santa María de la Concepción einzieht und ihr symbolisch vom Bürgermeister die Macht übertragen wird. Die Feierlichkeiten der Bajada dauern dann noch 4 Wochen, in denen die Virgen de los Reyes in den wichtigsten Gemeinden Station macht, bevor sie in der Subida (Aufstieg) in ihre Kapelle zurückgebracht wird.
Hoya de Fireba
Auf unserer Wanderung auf dem Camino de la Virgen war es im Gegensatz zur Bajada aber sehr ruhig. Wir sind kaum jemandem begegnet auf den etwa 3,5 km bis La Llanía (die Ebene). Auf breiten Sandwegen geht es durch die offene Weidelandschaft, vorbei an Trockenmauern, Zäunen und einer halben Pinienallee (nur auf der rechten Seite). Etwas abseits gibts etwa 50 m hohe, bewaldete Vulkankegel wie Timbarembo (1326 m) oder Montaña de los Frailes (Brüderberg). Der Weg folgt dem Hochlandgrat Cumbre in einem Abstand von etwa 400 m, immer dicht neben der Hochlandstraße HI-1. An der Cumbre gibt es noch ein kleines Observatorium (Observatorio de las Asomadas auf 1354 m Höhe, das vom kleinen Verein Grupo Astronómico de El Hierro (GAH) seit 1993 gebaut wurde, El Hierro bietet die besten Voraussetzungen Europas zur Himmelsbeobachtung). Nach etwa 2,7 km von Jinama aus kommt man nach dem Vulkanhügel Asomadas (1373 m) an einen kleinen Pinienhain und einige verstreute große alte Laubbäume. Der lichte Wald ist mit ein paar Sitzgruppen als schöner, schattiger Picknickplatz ausgebaut. Im Hochlandnebel, den es hier öfter gibt, sah die Gegend sehr märchenhaft aus. Beim Picknickplatz wechselt der Camino de la Virgen auf die andere Straßenseite und führt näher an die Cumbre ran (hier deckt sich der GR 131 Camino de la Virgen mit dem Wanderweg SL-EH 1 Camino de la Llanía). In einem Vulkanaschegebiet mit spärlichem Bewuchs kommt man zur Hoya de Fireba (Feuerballgrube?)
Durch Dampfexplosion entstand ein Pseudokrater (wenn Lava auf wasserführende Schichten trifft, kein eigentlicher Vulkanausbruch) mit einer Ausdehnung von etwa 350 x 500 m und einer Tiefe von rund 100 m, der von einem Ringwall aus aufgeschütteten Lapilli umschlossen wird. Es gibt östlich einen kurzen markierten Pfad zum Aussichtspunkt Mirador de la Hoya de Fireba (Fireba II) und in den Krater hinein und westlich den Aussichtspunkt Mirador de Fireba (Fireba I) mit Überblick über den Krater, der für eine Dampfexplosion mächtig gewaltig ist.
Bailadero las Brujas
Nach dem Mirador de Fireba kommt man in einen scheinbar aufgeforsteten Pinienwald, denn die Bäume sind alle gleich groß und stehen schön abgezirkelt. Der Waldboden unter den Pinien ist fast komplett mit einer rotbraunen Schicht abgestorbener, langer kanarischer Kiefernnadeln bedeckt, die so gut wie keine andere Vegetation aufkommen lässt. Unten rum sehn die Kiefernwälder deshalb ziemlich eintönig und durchsichtig aus, aber auch mit einem starken Rot-Grün-Kontrast beeindrucken. Hier gibt es auch eine relativ kahle Stelle im Wald, auf der schon früher nichts wachsen wollte. Dieser Ort wird Bailadero las Brujas (Hexentanzplatz) genannt, weil ja logisch ist, dass dort, wo die Hexen mit dem Teufel tanzen, kein Gras mehr wächst. Außerdem liegt der Platz schön zentral in El Hierro, so dass alle Hexen eine relativ kurze Anreise haben.
La Llanía
Nach dem kleinen Pinienwäldchen geht in der Vulkanaschelandschaft ein Pfad nach rechts ab, der in etwa 500 m zum Mirador de la Llanía führt (1330 m, in Google-Maps fälschlich als Red Canaria de Senderos: kanarisches Wegenetz bezeichnet), dem zentralen Aussichtspunkt an der Cumbre, von dem man eine tolle Aussicht über das Golfo-Tal hätte, wenn die nicht gerade wegen Nebel geschlossen ist. Beim gleich an das Kiefernwäldchen anschließenden Lorbeer-Baumheide-Nebelwald ist dagegen der Name Programm und die beste Voraussetzung für mystische Stimmung und schöne Fotos. Dieser Wald besteht aus einem märchenhaften Gewirr von moosbewachsenen Bäumen, Büschen, Unterholz, Farnen und Flechten die ihre tentakelartigen Äste wild verschränken. Dieser Wald kann nur durch den Passatnebel überleben, aus dem er seinen Wasserbedarf zapft. Und nur im Nebel entfaltet er seinen mystischen Charakter und bietet durch gleichmäßige Helligkeit und Tiefenstaffelung schöne Fotomotive. Bei Vollsonne ist es im Waldinnern einfach nur dunkel mit gleißend hellen Lichtflecken dazwischen. Das Waldgebiet bei La Llanía in El Hierros Inselmitte ist ziemlich groß, weil diese Gegend die größten Niederschlagsmengen hat und unter Schutz steht. Die Fuente de la Llanía ist eine Wasserzapfstelle am Cruz de la Llanía, die von einer eingefassten Baumheide versorgt wird, an der der oft herrschende Passatnebel kondensiert (horizontaler Regen) und sich Wasser in einem Becken sammelt. Der Wander-Parkplatz dient als Ausgangspunkt für die etwa 7,5 km lange Rundwanderung Sendero de la Llanía (SL-EH 1) im zentralen Hochland von El Hierro.
Durch rauschhaftes Fotografieren war es inzwischen 6 Uhr abends geworden und wirklich nicht mehr viel Zeit für einen etwa 4 km langen, steilen Abstieg zurück nach La Frontera durch die Golfo-Flanken auf unbekannten Waldwegen (die Sonne geht gegen 19 Uhr unter). Wir hatten uns noch eine Abstiegsmöglichkeit an der Cumbre zwischen Fireba und Mirador de la Llanía zur Hoya Pequeña (kleines Loch) angesehen, aber der Weg sah erst mal ziemlich schmal und steil aus, war nirgends beschrieben und nicht markiert, so dass uns diese Abendexpedition zu heikel war.
Camino de San Salvador
Deshalb gingen wir jetzt im Sauseschritt von La Llanía auf der Straße Hl-1 abwärts, die in großen Serpentinen über rund 15 km ins Golfo-Tal nach La Frontera hinabführt. Nach ungefähr 1,5 km kreuzt der Camino de San Salvador/Camino del Golfo, ein historischer Verbindungsweg zwischen Taibique im Süden und Tigaday im Golfo-Tal, die Straße. Im Unterschied zum Camino de Jinama ist dieser Weg nicht befestigt (was ihn für den Abstieg angenehmer macht), windet sich aber genauso in vielen Kehren durch den Lorbeer-Baumheide-Nebelwald der hier nicht ganz so steilen Abhänge. Der Weg ist einfach zu verfolgen, er geht im Prinzip immer nach Norden ziemlich direkt auf Tigaday im Tal zu. An exzessives Fotografieren war natürlich nicht mehr zu denken, im Walddämmerlicht wurde es sowieso schon ganz schön dunkel. An einem Durchblick konnte man die Risco de Tibataje (Felswand im Osten von El Golfo) im schönen Sonnenuntergangslicht sehen und auch, dass man noch ganz schön hoch über dem Tal rumkraxelt. Schließlich erreichten wir nach 2 km Bergpfad im letzten Licht eine Nebenstraße in den Feldern oberhalb von Tigaday, auf der wir in 1,5 km schließlich zur Hauptstraße Hl-1 kamen (noch mal gut gegangen). Die restlichen 2 km nach La Frontera und El Lunchón kann man beruhigt auch im Dunkeln gehn. Man muss nur immer auf den Leuchtturm Campanario Joapira zuhalten und von da an weisen einem die Kläffer den Weg: wenn es wie verrückt bellt, ist man richtig…
Noch die letzten 100 m den Stieg zur Casa hoch und dann erst mal ein kühles Bier und die Beine ausstrecken. Nach 9 Stunden Wanderung wird das wohl erlaubt sein. Übrigens gibt es auf der ganzen Strecke kein Restaurant oder so außer der Bar Joapira am Start und Ziel der Tour. Das fällt mir nur gerade ein, weil hier irgendwas im Zimmer knurrt…
Also auf jeden Fall ausreichend Getränke und Essen auf die Wanderungen zur Cumbre mitnehmen (direkt am Weg gibt’s keine Orte oder „Verpflegungsstationen“), Wegbeschreibung/Karte, profilierte Wanderschuhe (einer am Mirador de Jinama schwörte auf Trekkingsandalen), warme Sachen, Regen/Wind/Sonnenschutz, ausreichend Akkus für die Kamera, Handy für Notfälle und vielleicht lieber noch eine Lampe (wenn man so trödelt wie wir) oder etwas Geld, um Autofahrer zu bestechen…
Wandertour El Hierro: Punta de la Dehesa . El Sabinar 2018
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Ein Gesundbrunnen, Lava & Meer in El Hierros Westen
Sabinosa
Bei unserer ersten Erkundungstour wollten wir den abgelegenen Westen der Insel El Hierro kennenlernen. Von unserem Ausgangsort El Lunchón führt eine Straße über 11 km immer am Golfo-Hang auf etwa 300 m Höhe über Tigaday (La Frontera), Los Llanillos und El Chijo nach Sabinosa (benannt nach den Wacholderbäumen Sabina, die früher in der Umgebung wuchsen), dem einzigen Ort im Westen der Insel. Sabinosa ist ein kleines verschlafenes ursprüngliches Dorf mit rund 300 Einwohnern, das für den besten Wein der Insel Vino de Pata von den umliegenden Lavaterrrassen bekannt ist. Es gibt eine Kirche (Iglesia de Nuestra Señora de la Consolación y San Simón: Unserer Lieben Frau des Trostes und St. Simon), daneben einen Sportplatz, ein Lebensmittelgeschäft, eine Weinkellerei (Bodega Revolver) und ein Ferienhaus (Vivienda). Ein traditioneller Camino Real (Königsweg, PR-EH 9) führt von Sabinosa zum Mirador de Sabinosa an der Golfotal-Kante (ca. 870 m) und weiter über die La-Dehesa-Hochfläche zum Inselheiligtum Ermita Virgen de los Reyes (Jungfrau der Könige, Schutzpatronin von El Hierro). Auf unserer Tour zum Inselwesten sind wir allerdings nur durch Sabinosa durchgefahren, weil es außer dem Maria-Wandbild keinen richtigen „Anhaltspunkt“ zum Aussteigen gab. Ehrlich gesagt, schien Sabinosa ziemlich ausgestorben.
Pozo de la Salud
Hinter Sabinosa führt die Straße auf einem Vulkanrücken in einigen Kehren 200 m steil bergab zur Küste. In etwa 3,5 Straßenkilometern Entfernung liegt Sabinosas Kurbad Pozo de la Salud (Brunnen der Gesundheit) direkt an der Küste zum Atlantik. 1702-04 wurde hier auf der Suche nach dem im Golfotal knappen Trinkwasser in 11 m Tiefe eine schwefel-mineralhaltige Thermalquelle erschlossen, die Pozo de Sabinosa. Das etwa 26°C warme Wasser schmeckte zwar nicht, aber das Vieh, das damit getränkt wurde, schien irgendwie besonders gesund zu sein.
Der "Gesundbrunnen" im damals total abgelegenen Westen El Hierros wurde zum beschwerlichen Ziel Heilung suchender Reisender, darunter einige adlige "Trendsetter" der kanarischen Inseln. 1779 wurden die gesundheitsfördernden Eigenschaften im Tagebuch eines Herrn Urtusáustegui erwähnt. 1830 beschrieb der Priester und Arzt Leandro Casañas y Frias die Heilkraft des Wassers. 1843 benutzte Agustín del Castillo Ruiz de Vergara Bethencourt y Amoreto Conde de la Vega Grande de Guadeloupe (soviel Zeit für Stammbaum und ein paar Titel muss für einen Grafen aus Gran Canaria sein) die Heilquelle erfolgreich gegen sein Rheuma. Zur Förderung des Gesundbrunnens gab er Wasseranalysen in Auftrag. 1844 wurde der Brunnen zur Heilquelle erklärt, die auf den Kanarerischen Inseln und bis Europa bekannt wurde. In der Nähe des Brunnens wurden kleine Logierhäuser für Trink- und Badekuren errichtet, die sich aber auf Dauer nicht lohnten und wieder verfielen. Das Heilwasser wurde aber noch abgefüllt, auf den Kanaren verkauft und sogar exportiert.
Einen zweiten Aufschwung hatte die Heilquelle ab 1923, als der Militäringenieur José Ángel Rodrigo Vallabriga y Brito die Nutzungsrechte erwarb, nach einigen Anlaufschwierigkeiten ließ er wieder Heilwasser abfüllen und in den 1930/40er Jahren ein einfaches Kurbadgebäude errichten (so'ne Art spartanisches Kurkloster). Nach seinem Tod 1965 verfiel der Bau.
1949 wurde die Heilquelle zum Gemeingut erklärt. Von 1949 bis Ende der 1960er Jahre betreute die auf El Hierro legendäre Herreño-Folkloremusikerin und Sängerin Doña Valentina Hernández aus Sabinosa und ihr Mann Esdras das Heilbad (außerdem war sie noch Hebamme). In den 1970/80er Jahren betrieb Doña Rosa Pérez (aus Gran Canaria) das Badehaus "Casa Rosa" als einzige Unterkunft in Pozo de la Salud mit traditionellen Bade- und Trinkkuren. Aus einem Werbeprospekt (in Deutsch) der Rosskur in der "Casa Rosa":
"Dieses wasser wird von verschiedenen arzten empfholen und besonders von Dr. Pease Direktor der Apt. von Bakteriologie von New York, für schlechte verdauung, alle Kranheiten des magens, vergiftung des blutes, für den zwolffingerdarm, blase gallenseeine und arthritis. Und sogar geschlechtskrankheiten. regeln nach welchen sich jeder Kranke richten soll wenn man die bäder und Wasser von Sabinosa nehmen will: Nachdem die Kranken aufgestaden sind, müssen ein Glas Wasser jede 5 Minuten trinken und solange im Zimmer spazieren gehen bis das, Wasser wie ein Laxant gewirkt hat. Nachher muss er weiter trinken bis er 6-7 mal den Stuhlgang gemacht hat. Gleich dannach muss er eine Tasse Malve trinken, die im voraus vorbereitet isi. Solange man das Wasser als Laxant trinkt darf man keinen Alkohol irinken. Gleich dannach muss er ins Bad gehen nnd da 15 Minuten bleiben auf einer Temperatur von 40 bis 47°C je nachder Krankgeit des Patienten und wenn die 15 Minuten vor bei sind muss er sich ins Bett legen eine Tasse Brühe trinken sich gut zudecken bis er 40 bis 60 minuten geschwizt hat. Er muss eine bestimmte Zeit im Zimmer bleiben bebor er raus geht, bis her abgekühlt ist, um eine Erkältung zu vermeiden. Wenn er dass alles genau gefolgt hat, kann er aus dem Zimmer gehen, und sein normales Leven weiter führen."
In den 1990er Jahren gab Doña Rosa den Badebetrieb auf. Als sie Anfang der 2000er Jahre starb, kümmerte sich niemand mehr um diese Gebäude, die noch als Ruinen stehen.
1996 wurde im Auftrag der Inselverwaltung ein neues, modernes Kurhotel mit Restaurant und Pool eröffnet. Das 3*-Hotel Balnearo Pozo de la Salud bietet alle möglichen Well-Fitness-Anwendungen und Entspannung, aber nicht das Flair der vorigen Badehäuser, die gleich nebenan vor sich hin bröckeln. Irgendwie deplatziert scheint der Ausbau der Brunnenumgebung mit „ordentlichen“ Aussichtsterrassen. Blöd auch, dass inzwischen die Thermalquelle wegen Keimbelastung gesperrt wurde.
Die etwa 15 m hohe zerklüftete Lavasteilküste an der Punta de los Palos ist der Brandung des Atlantiks ausgesetzt, der hier 6000 km freies Meer bis Florida (auf der gleichen nördlichen Breite) im Rücken hat.
Mehr Informationen über die Geschichte des Pozo de la Salud: www.institutum-canarium.org/…
Punta de la Dehesa: Playa Arenas Blancas – Punta de la Sal – Arco de la Tosca
Westlich hinter Pozo de la Salud endet die Golfosenke an einem Felssturzgebiet, das von der Hochfläche auf 660 m Höhe beim Mirador de Bascos fast bis zur Küste reicht. Dahinter öffnet sich die ca. 1 km breite Lavaküstenebene Punta de la Dehesa an der nordwestlichen Spitze El Hierros. Diese kargen, spärlich bewachsenen, rauen Lavaflächen werden Malpaís genannt: schlechtes Land. Etwa 2,5 km weiter nordwestlich von Pozo de la Salud zweigt von der Küstenstraße Carretera la Montaña eine Piste zur Playa Arenas Blancas (Weißer Sandstrand) ab, ein heller Sand-Kies-Strand im Schutz des vorspringenden Kaps Punta Arenas Blancas. Auf El Hierro kann man keine Stranddünen erwarten und der Bereich ist auch mit Lavafelsen durchsetzt, aber immerhin geht die Küste auf etwa 150 m Breite ausnahmsweise mal relativ seicht ins Meer über.
Gleich daneben, an der Punta Arenas Blancas sieht die Sache schon wieder ganz anders aus: Das Meer prallt mit Wucht auf die wild zerklüftete Felsenküste. Hier beginnt der markierte Wanderweg SL-EH 2, der 2,7 km immer an der Lavasteilküste entlang bis zum Mirador de Gutierrez/Arco de la Tosca führt. Auf der flachen Lavaebene wachsen nur niedrige Büsche, unter denen die Tabaiba (Balsam-Wolfsmilch), ein charakteristisches Wolfsmilchgewächs der trockenen kanarischen Küstenzonen, mit ihren kandelaberartigen Verzweigungen am auffälligsten ist. Bemerkenswert sind weiträumig verteilte größere Lavabomben mit besonderen Höhlungen oder Schaumstrukturen an der Oberfläche.
Geradezu berauschend sind die Tiefblicke von der rund 20 m hohen Steilküste in die zerklüfteten Lavaformationen: Basaltsäulen, Felsbuchten, -höhlen und -tore oder einzeln stehende Felsen, die vom oft stürmisch anbranden Atlantik umtost werden. Besonders an den Felsvorsprüngen und Buchten der Punta de Arena (Sandkap) und Punta de la Sal (Salzkap) hat man tolle Ausblicke. Westlich der Punta de la Sal beginnt ein noch frischeres, raueres Lavafeld wie aufgeschüttet. In diesem Bereich ragen schmale Lavarippen wie Finger ins Meer, die teilweise schon wieder abgetragen wurden. An den Puntas de Gutiérrez (zwei parallele ca. 140 m lange Lavarippen) hat man das Ziel dieser Wanderung an einem befestigten Aussichtspunkt (mit Infotafel) erreicht. Die eigentliche Attraktion hier ist der Arco de la Tosca, der größte natürliche Felsbogen El Hierros, der sich 20 m über dem Meer mit etwa 40 m Spannweite zwischen den beiden Lavarippen spannt. Es sieht aus, als ob es der Rest eines Höhlendachs über einem ziemlich riesigen Lavatunnel ist, das bis auf diese Brücke schon eingestürzt ist. Natürlich kann man zum Mirador auch mit dem Auto fahren, denn es gibt eine Schotterpiste mit Parkplatz, aber das wäre sehr unsportlich und außerdem ziemlich langweilig. Der Rückweg nach Arenas Blancas ist auf demselben Wanderweg, sah aber aus der anderen Richtung und viel später (immerhin haben wir für die knapp 3 km Hinweg gut 3 Fotostunden gebraucht) und bei tief stehendem Abendsonnenlicht ganz anders aus (noch schöner).
Wandertour zum Wacholderwald Sabinar de la Dehesa
Mirador de el Lomo Negro
Unsere nächste Tour machten wir wieder in den westlichen Inselteil. Auf der Küstenstraße HI-500/Carretera la Montaña fuhren wir wieder um das westliche Ende La Dehesa (Weideland) der zentralen Hochfläche El Hierros herum. Am westlichsten Ende der Straße gibts noch einen Abzweig zum Strand Playa del Verodal (wo wir aber nicht waren). Um weiter südwärts zu kommen, erzwingt die Vulkanlandschaft den Weg nach oben: über eindrucksvolle Serpentinen führt die schmale Straße abenteuerlich über den Lomo-Negro-Vulkanhang auf den Rand der Hochfläche (natürlich gibts keine Leitplanken oder so, weder fürs Auge noch fürs Auto, auch auf anderen Straßen El Hierros kann man hervorragend Kurvenfahrten üben).
Oben ist neben der Straße am Rand des Vulkankegels der Mirador de el Lomo Negro 1 auf ca. 250 m Höhe als Aussichtsplattform mit Infotafel ausgebaut. Der Lomo Negro (Schwarzer Rücken) ist der jüngste Vulkan auf dem Festland El Hierros (sein früher angenommener Ausbruch im Jahr 1793 wird wegen fehlender Berichte angezweifelt und eher früher datiert). Vom Aussichtspunkt hat man einen Tiefblick auf die durch den Ausbruch des Lomo Negro abgelagerte etwa 2 km x 500 m breite Lava-Küstenterrasse Hoya del Verodal am nordwestlichsten Ende El Hierros. Rechts überblickt man den Aschekegel, über den die Straße führt. Die rechteckigen Strukturen auf der Küstenebene könnten aufgelassene Bananenplantagen sein. Die relativ junge Küstenzone in diesem Bereich ist ziemlich zerklüftet mit vorspringenden Landzungen, tief eingeschnittenen Buchten und einzeln stehenden Lavafelsen.
Tour: El Sabinar de la Dehesa
An der Straße, gegenüber des Aussichtspunktes Lomo Negro 1 führt ein 2011 angelegter beschilderter Wanderweg bergan zum El Sabinar: den Resten eines ehemaligen Wacholderwaldes im westlichen Hochland El Hierros. Zuerst geht der Weg am vulkanischen Aschehang hoch zum Aussichtspunkt Lomo Negro 2, der etwa 250 m weiter und 30 m höher mit Blick auf El Hierros Nordküste eingerichtet wurde. Neben schwarzer, brauner, roter und oranger Asche kann man hier stark ockerfarbige Schichten sehen, die durch den explosiven Kontakt des Vulkanausbruchs mit Wasser zustande kam (phreatomagmatische Eruption).
Danach führt der Wanderweg weiter nach oben durch eine Trockenlandschaft mit vielen Tabaiba-Büschen (Bittere Wolfsmilch, Euphorbia lamarckii) bis man hinter einem kleinen Vulkankrater an eine kilometerlange Lavastein-Trockenmauer kommt, die den Hang abriegelt (vielleicht als Viehsperre, um die dahinterliegenden Wacholderwaldreste vor Ziegenfraß zu schützen). Das westliche Hochland El Hierros heißt auch La Dehesa, das ist eine gemeinschaftliche Viehweide, auf die die Bauern der umliegenden Gemeinden ihr Vieh schicken können. Die dazu angestellten Viehhirten waren außer dem Leuchtturmwärter vom Faro de Orchilla die einzigen Menschen, die im westlichen Teil El Hierros lebten. Am etwa 500 m langen Weg entlang dieser Mauer sieht man schon einige trockene Sabina-Bäume, die auf El Hierro ein letztes zusammenhängendes Vorkommen der Kanaren bilden.
El Sabinar: der Wacholderwald El Hierros
Der spanisch Sabina genannte Kanarische Wacholder (Juniperus canariensis, Rotfrüchtiger Wacholder, Konifere/Zypressengewächs) ist das Natursymbol El Hierros. Der in Relikten vorkommende Wacholderwald heißt El Sabinal (steht auf den Wegweisern, oder El Sabinar, steht sonst überall). Mit etwa 30 Hektar ist der Sabinar de la Dehesa das älteste und größte Vorkommen des Kanarischen Wacholders. Ein weiteres, kleineres Vorkommen gibts noch im südwestlichen Küstengebiet als Sabinar de el Julan und den Sabinar de el Golfo im westlichen El-Golfo-Tal um Sabinosa. Der Westen der Insel war einst dicht mit Wacholderwäldern bedeckt. Die Bäume können etwa 3 bis 5 m hoch und 1000 Jahre alt werden, wenn man sie läßt. Sie wurden aber wegen ihres harten, widerstandsfähigen Holzes und aromatischen Harzes als Feuer-, Räucher- und Bauholz genutzt. Der Rest wurde für Viehweiden gerodet oder fiel Waldbränden zum Opfer. Heute ist der Kanarische Wacholder El Hierros geschützt, aber er wächst nur sehr langsam wieder nach. Dazu müssen die harten Samen erst durch einen Raben durch, der die Wacholderbeeren frisst und dann erst keimfähig am anderen Rabenende rauslässt. Und dann dauert die Keimzeit noch 2 Jahre… Die übrig gebliebenen Wacholderbäume sind knorrige, niedergedrückte und verzwirbelte Exemplare. So ein Baum will ja normalerweise senkrecht nach oben zum Licht wachsen, durch die ständigen vorwiegend aus östlicher Richtung wehenden Passat-Fallwinde aus dem Hochland wurden sie aber niedergedrückt und oft verdreht. Teilweise reichen die Äste und Kronen bis zum Boden. Am windabgewandten Ende kann sich im Schutz des toten windexponierten Geästs eine lebende Krone mit Blättern, Blüten und Früchten halten. Bessere Wuchsbedingungen haben die Bäume natürlich im Verband, wenn sie sich im Windschutz anderer Bäume entwickeln können.
La Sabina: ein Wacholderbaum ist das Wahrzeichen El Hierros
An einem größeren struppigen Wacholderbaum geht der Wanderweg durch ein Gatter weiter etwas steiler aufwärts durch die karge Vulkanlandschaft. Unterwegs kommt man an einigen bizarren Einzelbäumen und kleinen zusammenhängenden Wacholderhainen vorbei, die wie gebürstet aussehen. Diese knorrigen, jahrhundertealten Bäume boten uns (viel zu) viele Fotomotive. Nach insgesamt etwa 3 km Weg (für den wir rund 3 Stunden brauchten) kommt man auf 592 m Höhe an einer oberen Trockenmauer beim Wahrzeichen El Hierros raus: La Sabina – der Wacholderbaum schlechthin (der auf keinem El-Hierro-Prospekt fehlen darf) – ein einzeln stehender dekorativ zurechtgestutzter, windgebeugter Baum auf einem eingeebneten kahlen Plateau, eine natürliche Skulptur mit angeschlossenem Parkplatz (es führt auch eine etwa 4 km lange Piste von der südlichen Landstraße Hl500 über das Santuario de Nuestra Señora de los Reyes hierher und noch etwa 1 km weiter zum Mirador de Bascos).
Mirador de Bascos
Wir sind weiter dem ausgeschilderten Wanderweg PR EH-9 gefolgt, der in etwa 1,5 km zum Mirador de Bascos führt. Unterwegs sind noch einige bizarre Wacholderbäume zu bestaunen. El Hierros abgelegenster Aussichtspunkt Mirador de Bascos liegt am westlichen Ende des Golfo-Tals an der Cumbre genannten Abrisskante des Golfo-Tals über einer Steilwand auf 658 m Höhe. Der eigentliche Mirador, eine ausgebaute Aussichtsplattform auf einer vorspringenden Felsrippe ist zwar inzwischen wegen Absturzgefahr durch Erdrutsche gesperrt, aber man hat von der Kante nebenan immer noch großartige Ausblicke auf die tief unten liegende Punta de la Dehesa (wo wir gestern waren) und von Pozo de la Salud über das ganze 15 km lange Golfo-Tal bis zu den Roques de Salmor.
Rückwärts geht man den selben Weg und fotografiert alles noch mal, weil das Licht dann ganz anders ist. Etwas abseits vom Sabina-Baum-Monument gibt es hinter der Mauer noch ein seltsames Betonbauwerk, das wie ein rundes Silo aussieht, in Wirklichkeit aber ein Rast- und Aussichtspunkt ist, der gegen die meist starken Fallwinde mit einer halbrunden Wand geschützt ist. Weiter unten gibts bei einem kleinen Wäldchen noch einen Aussichtspunkt auf dem Vulkankegel Montaña Escobar, von dem man den Sonnenuntergang über dem Atlantik hervorragend beobachten kann. Leider reichte die aufgeschichtete Windschutzmauer bei der Vermessungssäule nur für Einen und ich musste die Windkanalprüfung bestehen.